Neulich saß so eine kleine
niedliche Maus auf unserer Garageneinfahrt. Offensichtlich etwas derangiert,
denn sie machte keinerlei Anstalten, vor mir zu flüchten. Entweder sie hatte
einen Unfall mit einem der auf dem Hof herumrasenden Autos oder aber sie war
benommen, nachdem sie durch eine dieser Rattenfallen gestratzt war, die hier
aufgestellt sind. Ich hatte Angst, dass ich sie beim Wegfahren mit dem Auto
plätten könnte… das arme süße Ding! Also schob ich sie mit einem Briefumschlag
vorsichtig von der Auffahrt. Ihre Gegenwehr war eher nicht der Rede wert, sie
hat lediglich vorsichtig mit mir geschimpft.
Als ich später zurück kam,
war sie verschwunden.
Diese kleine Episode
erinnert mich an eine Geschichte von damals. Also ich meine ganz damals, als
ich noch zur Medifa –Medizinischen Fachschule- ging.
Wir hatten
Anatomieunterricht im Anatomischen Institut… dort gab es einen Hausmeister,
dessen Hirnwindungen nicht all zu sehr beleuchtet waren aber er war dennoch ein
netter Kerl und freute sich offensichtlich immer über die Mädels, die zum
Unterricht kamen und sich mal kurz mit ihm abgaben. Er war es auch, der uns in
den Katakomben des Institutes erwischte, als wir neugierig umher schlichen und
auf der Suche nach Abenteuern alte Särge öffneten und darin mumifizierte
Leichenteile fanden. Für uns war damit der Gruselfaktor erfüllt. Er allerdings
musste unbedingt noch einen drauf setzen, griff sich ein etwa 3 Meter langes
Darmstück und ließ es über seinem Haupt wie ein Lasso kreisen. Sehr bizarr…
Ein anderes Mal, wir trafen
gerade auf dem Hof ein, stand er über einem Papierkorb mit einer toten Maus in
seiner einwegbeschuhten Hand. Was auch immer mir in dem Augenblick durchs Hirn
sauste… ich forderte ihn auf, mir die Maus …eingepackt im Handschuh!...zu
überlassen, was er sofort und voller Freude tat. Meine 2 Freundinnen, die mich
auf diese Art Abenteuer immer begleiteten, freuten sich diebisch mit mir, denn
die arme Maus sollte in der Federtasche einer unserer Mitkommilitonen landen.
Und da waren wir nun im
Unterricht… alle an einer langen Tafel sitzend… wir natürlich gaaanz hinten, wo
Rebellen, böse Schüler und Vollhorste für gewöhnlich sitzen… schön weit weg vom
Lehrer… bereits gescholten wegen Zuspätkommens.
Den Worten einer der
langweiligsten und strengsten Lehrerinnen folgend… oder auch nicht… die Maus
wartend in meiner Tasche auf ihre nächste Station… … machte sich die Kunde meines Tascheninhaltes
in unserer nächsten Umgebung breit, was natürlich für etwas Unruhe und einen
steigenden Unmutspegel nun ebendieser Lehrerin sorgte.
Jetzt musste nur noch die
Federtasche der dicken Doris aus dem Grüppchen der „Merkwürdigen“ in meine
Reichweite. Keine Ahnung, warum ich gerade sie wählte, denn eigentlich mochte
ich sie… aber vielleicht saß sie einfach im optimalen Abstand zu meinem Platz.
Jedenfalls…fand die Maus in ihrer Federtasche ihre nächste, nicht ganz so
ruhige Ruhestätte.
Die Federtasche landete… mit
Hilfe ahnungsloser Helfer… samt Inhalt an ihrem Platz und es folgten nun einige
Minuten Stille und Warten… bis dann ENDLICH die Federtasche geöffnet wurde und
die Maus, nachdem sie erkannt und für tot befunden war mit einem Schrei und
ziemlichem Schwung in unsere Richtung befördert wurde. Das war´s! Wir am Ende
des Tisches wurden aus Lehrersicht in Windeseile als Unruheherd identifiziert
und mussten Fingerzeig: „Sie und Sie und
Sie!“ zu dritt …Pardon! ...zu viert… die
Maus musste mit… ebenso in Windeseile den Unterricht verlassen.
Ich glaube wir haben die
Maus dann standesgemäß bestattet und sind unserer bizarren Teenie-Neugier
wieder in die Katakomben des Institutes gefolgt.
Arme Maus!