Donnerstag, 29. Mai 2014

Cash & Carry



Im zarten Alter von 17 Jahren machte Elena ein Praktikum in einem dieser Märkte, in denen man vom Brot über Unterhosen bis hin zur Kaffeemaschine, die notfalls auch Brötchen backt, alles bekommt. Auch liebevoll Cash & Carry Markt genannt. Vorausgesetzt, man besitzt einen Ausweis, der einem gestattet, hier einzukaufen. .

Elena war gerade in der Textilabteilung eingesetzt, als sich ihr ein Mann Mitte 60 näherte und nach einer Hose, aus zu der Zeit ziemlich angesagten pflegeleichten Kunstfasern fragte. Natürlich… sie konnte… beflissen und hilfsbereit wie sie war. Sie fragte nach der Größe und ging mit dem Herrn zu den Regalen, wo diese Art Hosen zu finden waren.

Während sie nach der richtigen Größe und Farbe suchte, ging ihr eine Geschichte durch den Kopf, die ihr kürzlich eine Dame im Rollstuhl erzählte, mit der sie zufällig ins Gespräch kam. Die Frau war schon eine ganze Weile an den Rollstuhl gefesselt und berichtete, dass ihr Sohn jetzt ebenfalls ihr Schicksal teilte. Er war bei einem Brand so schwer verletzt worden, dass ihm beide Beine amputiert werden mussten. Eine Hose aus Kunstfasern hatte den Temperaturen nicht standgehalten und hatte sich in die Haut seiner Beine gebrannt.

Mitfühlend und fürsorglich fragte sie den Kunden, ob er sicher wäre, dass er eine Hose aus Kunstfasern wählen wolle… denn schließlich wäre das ja nicht ungefährlich. Der Mann blickte sie fragend an und sie fuhr fort: „Naja… was machen Sie, wenn es mal brennt?“ „Junges Fräulein… in meiner Hose brennt es nur noch selten…“

Mit hochroten Kopf verschwand sie zwischen zwei Hosenstapeln und fragte von dort aus: „Welche Größe brauchen Sie noch mal?“

Mittwoch, 28. Mai 2014

Streifenhörnchen

Wenn ich gefühlt am Rande des Nervenzusammenbruchs stand, floh ich gerne mal vor dem Alltag in einem spontanen One-Week-Ausflug ins Ausland…soweit ich mir das leisten konnte.

In diesem speziellen Fall waren wir gerade dabei, die Wände von Fabiennes Wohnzimmer in ein Pflaumenrot zu kleiden und uns beiden hingen Farbe und Pinsel bereits zu den Ohren raus.
Als wir der Meinung waren, wir hätten uns jetzt kräftig genug vollgejammert, dass wir doch ach so gar keine Lust mehr auf unser derzeitiges Tun… und überhaupt auf unser beklopptes Leben hatten: „Lass uns zum Flughafen fahren und nach Urlaub gucken!“ „Super Idee!“

Zu dieser Zeit urlaubte man noch „Last Minute“ und hatte damit dann wirklich  den Geldbeutel etwas geschont. Wir wählten eine Pauschalreise nach Lanzarote, fuhren wieder nach Hause, wuschen uns die restliche Farbe aus den Haaren, packten die Koffer und saßen ein paar Stunden später im Flieger.

Es war Januar… was bedeutete, dass wir das durchschnittliche Urlauberalter auf 65 Jahre runter rissen.
Egal… Wir brieten den ganzen Tag in der Sonne, rollten uns zum Essen vor die Tür und taten nichts…und davon jede Menge. War doch sowieso unser Plan… einfach nur abhängen und uns den ganzen Tag Blödsinn erzählen.

Sonnencreme… wir brauchten dringend Nachschub an Sonnencreme…
Auch wenn es Januar war und der Wind nur so pfiff… die Sonne hatte nicht verlernt, wie das ging mit den Verbrennungsgraden. 
Ich wollte unbedingt etwas, dass nach Kokosnuss roch. Nachdem ich sämtliche Tiegelchen und Fläschchen, die der nächste Supermarkt anbot, einmal, zweimal oder es können auch dreimal gewesen sein… in der Hand hatte, fand sich auch etwas. 
Husch, zurück auf die Terrasse und... „Fabienne hilf mal bitte!“

Ein Weilchen später hegte ich erste Zweifel an der guten Sonnencreme… die kurz darauf durch wildes Gegacker von Fabienne bestätigt wurden: „Wie siehst du denn aus? Guck mal… deine Beine!“
Was war denn? Das Mädel war ja gar nicht mehr zu bremsen…
Ein Blick auf die Rückseite meiner Beine: Ich sah aus, wie ein gelb-rotes Streifenhörnchen!
Meine nach Kokos duftende Sonnencreme war ein Selbstbräuner!
Und wir Hühner hatten den Lichtschutzfaktor beim Befummeln der Cremeflaschen und gleichzeitigen Gesabbel am Ende völlig aus den Augen verloren.
Fabienne hielt ihre Handflächen hoch, die inzwischen aussahen wie passend gelbe Pfötchen zu mir als Streifenhörnchen. Wir kugelten uns vor Lachen auf der Terrasse und versuchten, unser Verfärbungen mit Wasser zu korrigieren.

Den Rest des Urlaubs ging ich in langen Hosen vor die Tür.

Dienstag, 27. Mai 2014

Gaucks Groupie


Unser aktueller Bundespräsident war mal Pastor … meiner, um genau zu sein …na gut … nicht nur meiner … aber immerhin hat er mich konfirmiert und rangiert in meiner Welt in der Liste der Supermänner ganz weit oben.

Eines schönen sonnigen Tages, als der Herr Gauck sich noch in einer Zwischenstufe der Metamorphose vom Pastor zum Bundespräsidenten befand, die „Gauck-Behörde“ bereits „Birthler-Behörde“ genannt wurde, er aber schon sein Buch veröffentlicht und Termine für Lesungen in ganz Deutschland hatte, suchte ich nach eben jenen im Internet … und fand sie … hoppla … Hamburg hab ich versäumt … aber Hannover … passt!

Das Buch hatte ich mir bereits gekauft und darin gelesen. Und während ich das tat, kamen die Erinnerungen meiner Kindheit und frühen Jugend wieder. Es war toll, damals im Dunstkreis der Kirche reden zu können, wie einem der Schnabel gewachsen war … nicht unterscheiden zu müssen, zwischen privater und öffentlicher, sozialistisch tauglicher Meinung. 
Ich wollte „meinen Pastor" schon immer mal wieder treffen. 
Dann war das jetzt wohl die Gelegenheit.

Gedacht, getan. Also setzte ich mich ins Auto und fuhr nach Hannover … keine wirkliche Ahnung habend, was mich dort erwarten würde. Ich wusste nur, die Lesung würde in einem Theater stattfinden … in welchem ich mich ziemlich weit hinten auf einen Platz verkrümelte…
Ich kam mir vor, wie ein Groupie … hatte niemandem von meinem Vorhaben erzählt und saß jetzt hier … gespannt und etwas aufgeregt … denn eigentlich wollte ich ihn ja persönlich treffen.

Die Lesung war keine wirkliche Lesung. Es war eher so, dass er erzählte … so wie früher … nur diesmal von früher.
Also meinem ganz damals ... wenn die Kirche zu Weihnachten mehr als voll war … anders, als an normalen Sonntagen … verstand er es, ihren kompletten menschlichen Inhalt mit seiner Predigt zu fesseln und hier und da eine kleine Bemerkung mit einzubauen, weil das Publikum angereichert mit Satsi-Mitarbeitern war. Und das so dezent, dass jeder wusste, was er meinte, aber alle maximal  innerlich grinsten.
Jaja … unsere Freunde von Horch und Guck … so war das damals.

Nachdem "mein Pastor" auch in Hannover das Theater mit sich und seinen Geschichten erfüllt hatte, durfte man noch sein Buch zu ihm bringen und es signieren lassen.
Ich muss dazu sagen, dass ich absolut kein Fan-Gen habe … ich habe noch nie Autogramme gesammelt, nirgendwo stundenlang angestanden, um Karten für einen sogenannten Superstar zu ergattern (Ich komme aus dem Osten, wir haben gefühlt unser halbes Leben in Schlangestehen investiert!), geschweige denn vor Konzerthallen genächtigt … ich hatte nicht mal Poster an den Wänden.

Dementsprechend deplaziert kam ich mir in der Schlange der Leute mit den zu signierenden Büchern in den Händen vor. Ich hatte extra lange gewartet, um möglichst am Ende der Schlange zu stehen. Als ich dachte, ich wäre so ziemlich die letzte, standen blöderweise wieder irgendwelche Leute hinter mir. Egal… da musste ich jetzt durch.

Als in an der Reihe war, stutzte er kurz, umarmte mich und meinte: „Wir kennen uns.“ 
Lag vielleicht auch an meiner Anrede: „Hallo Pastor Gauck!“ 
Ich hörte ein verlegenes, glucksendes Lachen … blöderweise kam es aus meinem Mund … und stammelte, dass er für mich immer mein Pastor bleiben würde. 
Super! Genau so hatte ich mir ein Zusammentreffen vorgestellt: Genervte Leute hinter mir, er in Zeitdruck und ich mit Wortfindungsstörungen.

Ob er meinen Namen mit meiner Geschichte in Zusammenhang brachte, weiß ich nicht genau. Ich hoffte es … allein deshalb, weil er seine Email-Adresse zu seiner Widmung in das Buch schrieb. Ich verabschiedete mich brav, stieg mit meinem veredelten Buch wieder ins Auto und raste beschwingt zurück nach Hamburg.
So also fühlt sich ein Groupie.

Am nächsten Tag zimmerte ich eine Email mit einer Menge Fragen an ihn zusammen und schaute jeden Tag in meinen Email-Kasten ... Nix!
Leider gab es nie eine Antwort auf meine Mail.
Bin ich im Spam gelandet? 
Wer weiß das schon ...

In meiner Vorstellung werde ich ihn eines sonnigen Tages als megareifes Groupie nach seinen zwölf Amtsperioden in einem Seniorenheim besuchen und ihm Löcher in den Bauch fragen, wir werden Tee trinken und uns über alte Geschichten kaputt lachen, die auf Jugendreisen passiert sind und ich werde ihm hoffentlich noch einmal danken können ... für seine Courage.

 

Montag, 26. Mai 2014

Einbruchschutz

Es war mitten in der Woche… ich hütete die Wohnung eines Bekannten, der verreist war in einer der besten Gegenden Hamburgs… und der Bequemlichkeit halber, schlief ich auch hin und wieder dort.

Eines Nachts wurde ich durch dezenten Lärm in eben jener Behausung aus dem Schlaf gerissen. Ich sah einen Taschenlampenkegel durch die offene Schlafzimmertür im Flur, der die nicht ganz wertlosen Bilder, die dort an den Wänden hingen abtastete, setzte mich im schwankenden Wasserbett abrupt auf und hörte mich mit heiserer Stimme fragen: „Hallo???“ 
(Merke: Aus dem Tiefschlaf gerissen funktionieren zwar die Stimmbänder mehr oder weniger bestens, die Funktion des Gehirns, speziell der Logik lässt aber mehr als zu wünschen übrig… jedenfalls bei mir!)
Gepolter… dann Stille…

Da saß ich nun… mitten in einem riesigen Bett… mit nichts weiter bekleidet als einem ebenso riesigen T-Shirt und sinnierte in die Stille hinein, was jetzt wohl zu tun wäre. 
Um mich herum hatte ich so sinnvolle Dinge, wie Telefon und Wasserflasche verteilt... Telefon... gut! 
Ich rief meinen besten Freund an…es war nachts um zwei…und wisperte hysterisch in den Hörer: „Fedor? Hab ich dich geweckt?“ 
Maulige Antwort: „Ja… was ist denn? Ich schlafe!“ 
„Ich bin bei Toni in der Wohnung…und ich glaube, hier ist gerade jemand eingebrochen…da war eben jemand im Flur… ich habe Licht gesehen…was mach ich denn jetzt?“ 
„WAAAAS??? Wo bist du jetzt genau?“ 
„Ich sitze im Bett und zittere.“ 
„Ruf sofort die Polizei an und rühr dich nicht vom Fleck! Und falls in der Zwischenzeit was ist, ruf mich wieder an!“

Da saß ich nun… mitten in einem riesigen Bett mit einem Telefonhörer in der Hand… lauschte und rief die Polizei. Die Dame am anderen Ende versicherte mir, sie würde jemanden schicken, der sich alsbald durch Klingeln an der Tür bemerkbar machen würde.

Da saß ich nun… mitten in einem riesigen Bett mit einem Telefonhörer in der Hand, lauschte und wartete auf die Polizei… und wartete… und lauschte… und wartete… bis ich es in dieser Position nicht mehr aushielt. Ich griff mir die gläserne Wasserflasche und schlich mich so bewaffnet langsam auf leisen Sohlen durch die Wohnung.
Nix…

Da stand ich nun… mitten in einer riesigen Wohnung… mit einer Glasflasche in der Hand… und entspannte mich.

Unser Freund und Helfer ließ sich mehr als eine Stunde Zeit… Sie tauchten zu zweit auf und waren ebenso motiviert wie die Dame, die meinen Notruf entgegennahm.
Inzwischen hatte ich festgestellt: Toni hatte vor seiner Abreise das Fester im Wohnzimmer auf Kipp geöffnet und es war danach ein Baugerüst an die Fassade des Hauses gestellt worden. Der Einbrecher konnte so ganz einfach durch den Spalt greifen und das Fenster komplett öffnen. Er war ziemlich ordentlich… hatte fein säuberlich alles, was dekorativ auf dem Fensterbrett verteilt stand, in gleicher Reihenfolge auf dem Gerüst neu platziert, damit er Platz zum Einsteigen hatte… darunter auch eine riesige Schale mit Geldstücken… es fehlte also nichts… nicht mal eines von den Geldstücken. 

Es sah so aus, als hätte er sich ebenso vor mir erschrocken, wie ich vor ihm.
Die Beamten kritzelten das, was ich zum Besten gab in ihre Notizen, murmelten etwas von „...keine große Chance, ihn zu erwischen...“, zuckten die Schultern, verschwanden in die Nacht und ich ging wieder ins Bett.

Da saß ich nun…mitten in einem riesigen Bett mit Telefon und Flasche in der Hand und starrte in den Flur. Morgen würde ich zu Hause schlafen. So!

Und die Moral von der Geschicht?
Fenster öffnen vorm Verreisen… tut man nicht!

Freitag, 23. Mai 2014

Kulturschock



Bezirksleiterin war ich… für eine kleine Modekette… wobei das schon übertrieben ist… Der gute Mann hatte sechs oder sieben Boutiquen… wobei… das ist auch übertrieben… wenn man die Qualität bedenkt, die da in den Regalen lag oder darunter hing.

Der Inhaber, Herr S., war türkischer Nationalität, was für mich als gebürtige Ossibraut einmal mehr gewöhnungsbedürftig war. Aber im Großen und Ganzen kamen wir ganz gut miteinander zurecht.

Herr S. ließ seine Hosen mit Gummizug für die reifere Dame und modische Pullover in Stonewash-Optik in seinem Heimatland produzieren. Das ging in etwa so vonstatten, dass er in sein Telefon brüllte, was er gerne hätte und am anderen Ende ein Mitglied seiner endlos großen Familie, dies versuchte in die Tat und Muster umzusetzen. Dieses Muster galt es dann geschickt dem Herrn S. zuzuspielen, um herauszufinden ob es sich lohnte, in Massenproduktion zu gehen. Denn reife Damen gibt es in und um Hamburg viele. 
Und hier begann die wirkliche Herausforderung… auch für mich.

Ein anderes Mitglied seiner endlos großen Familie, welches er nicht angebrüllt hatte und deshalb noch guten Willens und voller Hilfsbereitschaft war, wurde dazu verdonnert, am Flughafen in Istanbul harmlos aussehende Leute mit Reiseziel Hamburg anzusprechen und ihnen das Muster in die Hand zu drücken mit dem Versprechen, sie würden in Hamburg wieder davon befreit.

Herr S. rekrutierte der Einfachheit halber mich für die Botenfahrten: Muster abholen. Wofür hat man schließlich Angestellte. 
Ich fuhr also von Lübeck aus zum Hamburger Flughafen… wenn´s gut lief mitten am Tag… ich sollte dort mit dem Firmenlogo in der Hand eine Person am Flughafen abfangen. Im besten Falle hatte ich eine Mobilnummer, die das gutmütige Mitglied dem willigen Kurier vorher entlockt hatte…im schlechtesten wusste ich nicht mal ob ich auf Mann oder Frau treffen würde.

In diesem speziellen Fall hatte ich sogar eine Telefonnummer… die ich erstmal nicht nutzte… sondern ich wartete brav mit meinem Schild in der Hand. Als sich offensichtlich nahezu alle Passagiere des Fluges aus Istanbul in alle Himmelsrichtungen verstreut hatten, wurde ich langsam unruhig und erwog dann doch mal die Nummer anzurufen... wohl wissend: Das wird jetzt kompliziert.
Am anderen Ende meldete sich ein türkisch sprechender Herr, der mich zwar verstand aber sich nicht wirklich deutsch artikulieren konnte. Nach einigem Hin und Her hatte ich begriffen, dass er bereits zu Hause war… oder zumindest dort, wo er erwartet wurde… was ihn allem Anschein nach sehr glücklich machte, mich aber ein wenig aus dem Konzept brachte… denn da wo er war, war auch mein Muster.
Mistkacka!

Also blieb mir nix anderes übrig, als ihn durch den Hörer anzubrüllen, wie denn die Adresse wäre und dass ich gleich käme… (Bemerkung: Warum brüllt man eigentlich jemanden an, der offensichtlich ein Sprachproblem aber keines mit den Ohren hat?)
Ich fuhr also abends um zehn einmal quer durch die Stadt, um im Erdgeschoss eines Altonaer Altbaus vor einer Tür zu stehen, die von gefühlten 30 freundlich dreinblickenden Personen geöffnet wurde, von denen nur ein Kind der deutschen Sprache mächtig war und mir höflich Gastfreundschaft und Tee anbot… was ich natürlich ebenso höflich mit Verweis auf die Uhrzeit ablehnte. Daraufhin wurde mir ohne Umschweife mein Muster ausgehändigt und stolz wie Bolle über meine Errungenschaft fuhr ich in meinen wohlverdienten Feierabend und fragte mich:
Wie zum Henker passen so viele Leute in eine kleine  Wohnung unter einer Treppe und sehen auch noch fröhlich dabei aus?

Donnerstag, 22. Mai 2014

Lackhöschen

In einem meiner zahlreichen beruflichen Experimente lief ziemlich viel Post über meinen Schreibtisch…u.a. Sämtliches für meinen direkten Vorgesetzten. Als ich damals meinen Job in einer relativ großen Firma antrat, führte ich ein erstes Gespräch mit ihm, in welchem ich ihn fragte, ob ich alle Briefe aufmachen könne oder ob er Briefe mit dem Vermerk „vertraulich“ oder „persönlich“ gerne ungeöffnet auf seinem Schreibtisch hätte. Die Antwort: „Nö, du kannst alles aufmachen…“

Eines schönen sonnigen Tages… ich öffnete die Post… kleine Briefe zuerst… dann größere… und dann… huch! … ein wattierter Umschlag. Wo kam der denn her? Eine Amazon-Bestellung? Aus Halle? …den Lieferanten kenn ich nicht… egal…aufmachen…
Augen versuchen sich mit Gehirn zu synchronisieren: WAS IST DAS DENN? Aus dem Umschlag zog ich eine Latexunterhose in Größe 38! Die will er ja wohl hoffentlich nicht selbst anziehen! Ach ja… unfassbar… der Kerl… besonders erstaunlich…DIESER Kerl hatte ja eine Freundin. Im besten Falle war das Teil für sie, im schlechtesten... nun ja...
Schönen Dank auch… jetzt hatte ich Bilder im Kopf, die ich so nie wollte. Was mach ich denn jetzt?
H I L F E!

In meiner Hilflosigkeit stürmte ich in das Büro meines Lieblingskollegen, um mein ungewolltes Wissen zu teilen und mich mit ihm zu beratschlagen, wie ich aus der Misere wieder herauskam…
Wir starrten beide auf den Umschlag nebst Inhalt. „Ich kann ihm das doch so nicht auf den Tisch legen, oder?“ 
„Nein… besser nicht.“ 
„Dann kann ich auch gleich kündigen!“ 
„Ja… könntest du.“ 
„Kann ich das Teil einfach wieder zukleben? Schau mal, ich hab es sehr vorsichtig aufgerissen… hast du `nen Klebestift?“ 
Gesagt, getan. Ich klebte also den Umschlag wieder zu und deponierte ihn in seiner Abwesenheit auf seinem Schreibtisch und machte für den Rest der Woche einen ziemlichen Bogen um ihn...

...und kündigte erstmal nicht.

Dienstag, 20. Mai 2014

Der Grabscher


Als alleinerziehende Mutter von zwei winzig kleinen Kindern hat man es nicht einfach, im Berufsleben wieder Fuß zu fassen. Besonders, wenn man einen Job hatte, der mit Kindern so gar nicht zu vereinbaren ist. Also… alles zurück auf Anfang und Ausprobieren.

Lieber Gott… ich lese immer dieselbe Anzeige im Hamburger Abendblatt… ist das ein Zeichen?
DANN sollten wir uns doch mal darauf bewerben… Hamburger Edel-Schuhladen sucht Verstärkung… Edel-Schuhe - check! Ich bin doch ein Mächen… Nähe Jungfernstieg - check! Das ist nicht so weit weg... Arbeitszeiten – blöd! Ich werde Hilfe brauchen…
Egal… anrufen kost´ nix.

Was auch immer mich geritten hatte, ich fuhr mit Inlinern zum Vorstellungsgespräch. Und legte mich natürlich auch prompt einige Meter vor den Toren zum Schuhhimmel auf die Nase. Auch das noch... kein gutes Zeichen? Ich wechselte meine Schuhe und humpelte ins Geschäft.
Oha… hübsche junge Verkäuferinnen, aber alle mit taxierenden Blicken: Wer hat hier das nötige Kleingeld um Jimmy Choo, Prada, Balenciaga, Dior und Konsorten zu bezahlen und wer kommt nur zum Staunen und ist keiner Bedienung würdig?

Um es kurz zu machen, ich bekam den Job und reihte mich in die Riege der Damen im Schwarz-Weiß Dresscode ein. Mein erster Arbeitstag wurde damit gekrönt, dass der Chef auch anwesend war. Nur… er ignorierte mich… kein „Hallo“…kein „Herzlich Willkommen“… nix… nada. 
Nun gut… in meiner Welt gehört so was zu den Basics des guten Benehmens… aber… muss ja nicht. Dann brachte ich eben mal den Berg zum Propheten und stellte mich namentlich und persönlich vor seinen Schreibtisch. War er wohl nicht ganz so gewohnt… wirkte etwas irritiert… seltsam. Und noch etwas war ziemlich seltsam… die Mädels fielen ihm fast ausnahmslos alle um den Hals und küssten ihn auf den Mund. Hielt der Typ sich hier einen Harem?

Seine Zurückhaltung mir gegenüber hielt exakt zwei Tage… bis zu dem Augenblick als ich in den Keller musste, in dem er gerade unterwegs war, um ein größenmäßig passendes Paar Schuhe zu holen. Blöd! Rechts und links türmten sich die Regale und in der Mitte musste man sich quasi Bauch an Bauch aneinander vorbei drücken. Also konnte er ja gar nicht anders, als mit riesigen Schritten und ausgestreckter Hand auf mich zuzueilen: „Hallo… wie geht es uns denn heute?“ Ich prustete los: „Ich weiß zwar nicht, wie es Ihnen geht… aber mir geht es hervorragend!“ Nach seiner Reaktion auf meine flapsige Antwort, gefror mir dann allerdings jede Fröhlichkeit im Gesicht. Er griff mir nämlich schäkernd in die Seite und raunte mir „Du kleines freches Stück!“ ins Ohr.
Ich war einigermaßen fassungslos. Ich hatte begriffen: ich sollte mit in seinen Harem.
NÖ!

Ab da machte ich einen Bogen um diesen Menschen, was… wie man sich vorstellen kann… das Ende meiner Karriere im Edel-Schuhtempel war. Ich war nicht traurig darüber. Was bleibt, ist die Verwunderung darüber, was Menschen...besser diese jungen Damen... mit sich machen lassen (Alice würde böse schimpfen!) und die Erkenntnis, dass Anzeigen, die ständig wieder geschaltet werden definitiv kein gutes Zeichen sind!

Und überhaupt... wer braucht schon Zeichen? 


Kindermund



Nadine hatte eine kleine Tochter von 3 Jahren und war alleinerziehend. Das was man alleinerziehenden Müttern ja gerne und mit Recht nachsagen kann, ist Organisationstalent. So auch hier.

Nadine schlitterte morgens schnell noch vor Arbeitsbeginn mit Tochter an der Hand, die ja eigentlich auch schon im Kindergarten sein sollte, auf einige hektische Minuten in eine Drogerie, die auf dem Weg lag. Das hatte den Vorteil, dass sie dieses nicht auch noch am Abend erledigen musste, denn da war die Zeit für gewöhnlich noch knapper…

Die Kleine hatte ein recht lautes glockenhelles Stimmchen war sehr agil und sprach zudem für ihr Alter schon recht deutlich… und auch viel. 
Nadine ließ die Hand ihrer Tochter los, um im Vorbeirasen einige Dinge wie Shampoo, Handcreme und Waschmittel in einen Korb zu sammeln, als sie auf der Rückseite des Regals, vor dem sie stand, unverkennbar ihre Tochter rufen hörte: „Mama, guck mal…hier ist das, womit du dir immer den Po rasierst!“ Nadines Kopf leuchtete von einer Sekunde auf die andere wie ETs Finger, sie ließ den Korb beinahe fallen, als sie ihn unauffällig im nächstbesten Regal entsorgen wollte, schnappte sich in Windeseile ihr Kind und verließ die Drogerie… die sie nie mehr betrat.

Tja… liebe werdenden Mütter und Väter… ihr habt keine Ahnung, worauf ihr euch einlasst. Wie heißt es so schön? Kindermund tut Warheit kund... und das für gewöhnlich IMMER dann, wenn man es am allerwenigsten brauchen kann.

Mittwoch, 14. Mai 2014

Ei… ist abgebrochen



Eines schönen sommerlichen Tages in Berlin… Mutter lümmelt sich mittags Seite an Seite mit ihrem 3-jährigen Sohn auf der Tagesdecke des elterlichen Bettes. Beide mit dem Blick zur stuckbehafteten Decke. Da fällt dem kleinen Knirps ein: „Mama… ich hab Eier. Hast du auch Eier?“ Schön… das geht ja früh los!

Ich denke, es fürchten sich alle Eltern ein wenig, wenn es um die Aufklärung der lieben Kleinen geht… genauso, wie man sich nicht vorstellen mag, dass die eigenen Eltern tatsächlich miteinander Sex haben könnten… pfui! Uns hat doch alle nur der Klapperstorch gebracht… So!

Muttern lässt sich von diesen Befürchtungen nix anmerken und antwortet, wie es wahrscheinlich jeder Elternratgeber für gut befinden würde: „Nein… ich bin eine Frau… Mädchen und Frauen haben so etwas nicht.“
Allerdings lässt sich der Knirps von dieser Aussage weder beeindrucken noch beirren. „Doch, doch… du hast auch Eier!“

Himmel! Das wird ja schwieriger als ich dachte…
„Ähm… nein, Eier oder besser auch Hoden haben nur Jungs und Männer.“
Knirps blickt Muttern mitleidig an: „Warum keine Eier… ist abgebrochen?“
Muttern rollt sich vor Lachen vom Bett…Gott, ist der niedlich!

Eines schönen sommerlichen Tages in Hamburg... wenn er das liest... wird er sich von mir lossagen.

Montag, 12. Mai 2014

Transitstrecke



Damals… also jetzt wieder ganz damals…
Meine Freundin Theresia aus der medizinischen Fachschule und ich sind gerne nach Berlin getrampt. Einfach nur so, für ein Wochenende. Sehen, was die Großstadt und wohin es uns so treibt. Für diese Zwecke gaben wir uns dann gegenseitig ein Alibi. Schließlich waren wir mit unseren siebzehn Jahren noch minderjährig und diese Wochenendbeschäftigung nicht unbedingt etwas, das Eltern für gewöhnlich tolerieren. Also Theresia war dann in der offiziellen Version am Wochenende wahlweise bei mir in Rostock und ich bei ihr in Wismar oder wir blieben ganz einfach im Internat.

Aus irgendeinem Grund waren wir an diesem Freitag tatsächlich bei Theresia in Wismar und machten uns am Samstag auf den Weg nach Berlin.
Falls sich jemand erinnert, die Transitstrecke aus dem Westen war genau das, was man benutzen musste, um von Wismar nach Berlin zu kommen.

Wir kamen relativ gut weg aus Wismar und dann passierte, was nun wirklich nicht passieren sollte: wir wurden an einer Raststätte mitten auf der Transitstrecke rausgesetzt, weil unsere Mitfahrgelegenheit die nächste Abfahrt runter musste. Mistkacka!
Hier wieder weg zu kommen bedeutete notwendiges Glück.
Na und? Der Tag war sonnig und warm, wir hatten keine Lust uns gleich wieder an die Straße zu stellen und den Daumen raus zu halten, also saßen wir eine Weile am Rand des Parkplatzes und sahen dem Kommen und Gehen zu.

Es dauerte aber nicht lange, da steuerte ein grün-weißer Wartburg auf uns zu. Aus stiegen zwei uniformierte grüne Männchen. Abermals Mistkacka!
„Guten Tag, Personenkontrolle. Bitte, Ihre Ausweise!“
(Anmerkung: In der DDR wurden Personen ab dem 14. Lebensjahr gesiezt, selbst in der Schule. Bescheuerte Macke des Ostens!)
Wir zogen unsere Personalausweise, wurden nach unserem Ziel, der Art und Weise dieses zu erreichen befragt, sogen uns Name, Verwandtschaftsgrad und Adresse aus den Fingern und ließen eine umfangreiche Belehrung über uns ergehen,die mit den  Worten schloss: „Aber nicht, dass Sie hier mit irgendwelchen Westwagen mitfahren! Das ist verboten!“
Und sie wussten genau: Auf dieser Autobahn fuhren fast nur Transitreisende, eben jene "Westwagen".

Alsbald darauf standen wir wieder am Straßenrand und das gestreifte Auto verließ die Raststätte. Wie vermutet, warteten wir eine ganze Weile, dann hielt endlich ein Auto, ein westdeutscher Mercedes mit dreifach indischer Besatzung.
Einsteigen oder nicht? Das war jetzt die Frage. Wir sahen uns suchend um, entschieden uns für ersteres und nahmen Platz im edlen Gefährt.

Die Inder waren sehr mitteilungsbedürftig und beklagten sich zuerst einmal über das Tempolimit auf der ostdeutschen Autobahn. Als wir allerdings unsere Story über unsere Begegnung auf der Raststätte zum Besten gaben, irritierte das den Fahrer dermaßen, dass er nur noch mit 80 km/h über die Straße kroch.
Einige Kilometer weiter erblickte er ein kleines grün-weißes Auto im Rückspiegel, aus dem mit einer Kelle das Anhalten gefordert wurde. Klar, wir blond und brünett sahen wirklich sehr indisch aus und fielen bestimmt nicht auf  zwischen den netten Herren mit Turban. Wir rutschten fast unter den Sitz.

Auf dem Standstreifen bröckelten wir einer nach dem anderen aus dem Auto. 
Jede Wette, die hatten, von ihren netten Kollegen informiert, bereits auf uns gewartet, .
Über eine Stunde hockten wir im Straßengraben. Ohne Ausweise.
Wenn das Papi wüsste!
Die Inder hatten üble… üblere… übelste Laune und sahen uns nicht einmal mehr an. Sicherlich wurden sie mit einem saftigen Bußgeld belegt.

Dann kam die Ansage von einem der kleinen grünen Männchen an uns: „Und SIE verlassen jetzt sofort die Autobahn!“
Hä??? Hatte der Typ Kartoffeln, die direkt vor uns auf dem Feld wuchsen inzwischen auch auf den Augen? Autobahn verlassen? Wie denn?
„Na zu Fuß!“
Tja… schöne Reise! Zu Fuß über einen Kartoffelacker. So hatten wir uns das vorgestellt.

Als wir endlich die nächste Straße erreichten, hatten wir nicht mal den Hauch einer Ahnung, wo wir uns befanden. Autos? Fuhr hier überhaupt jemand? Und falls ja? Welche Richtung? Wir standen vorsichtshalber dann mal auf beiden Seiten der Straße verteilt.
Endlich ein Auto in Sicht, besetzt mit einem Mann, der aussah als wäre er der, vor dem Mütter ihre Töchter immer warnten: tätowiert bis unter die Halskrause, Zigarette dampfend im Mundwinkel und grimmigster Blick. Das hatte damals definitiv weniger mit Mode zu tun, sondern war ein sicheres Zeichen für einen Knastaufenthalt. Und er war quasi stumm. Nicht sprechen wirkt in dieser Kombination auch nicht gerade vertrauenerweckend, stellte ich fest. Wir wählten den nächsten Bahnhof an dem wir vorbei kommen würden als Ziel und hopsten fröhlich und wider Erwarten in einem Stück aus dem Auto.  Von der Tramperei hatten wir für heute genug.

Die Zugfahrt dauerte ewig und riss ein anständiges Loch in unsere bescheidene Reisekasse.
Berlin erreichten wir in der Dunkelheit und die eigentliche Arbeit lag ja noch vor uns: das Organisieren eines kostenlosen Bettes für die Nacht.
Aber auch das würde uns gelingen. Wie immer.


Freitag, 9. Mai 2014

Nahrungsergänzung



Und ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auch eine Geschichte dieser Art auf Lager hätte…

So begab es sich zu einer Zeit, als ich als Personal Trainerin unterwegs war und sich Vertreter für Nahrungsergänzungsmittel auch für meine bescheidenen Umsätze interessierten, dass einer dieser Herren es schaffte mit mir einen Termin zu vereinbaren… bei mir zu Haus.
Vorher wollte ich schnell noch einkaufen… war ja noch etwas Zeit… knapp, aber würde schon gehen…

Jeder der mich kennt, weiß dass ich gerne mit Inlinern durch die Stadt sause… ist quasi eine Art Verkehrsmittel für mich. So auch an diesem Tag.

Voll mit Tüten beladen turnte ich also auf Rollen voller Hektik die Einfahrt zu unserem Haus hoch, wo der Herr im Anzug mit seinen Pröbchen bereits auf mich wartete. Ich war zu spät… Mistkacka!

Schulter zuckend eine Entschuldigung murmelnd schloss ich die Tür auf und rollte ebenerdig durch den Flur in die offene Küche aus der die Musikanlage noch in voller Lautstärke tönte. Damit ein Gespräch überhaupt möglich sein würde, wollte ich dieser als erstes schnell die Lautsprecher stopften. Leider verkalkulierte ich mich etwas im Bremsweg und donnerte volle Kanne gegen das Regal, in der die Anlage stand, verlor das Gleichgewicht und saß nun breitbeinig direkt davor, während aus dem obersten Fach sämtliche Sektgläser auf mich herunterrieselten.

Nachdem sich der Lärm gelegt hatte und ich seinen entsetzten Blick auf die vor ihm sitzende Gestalt mitten im Scherbenhaufen wahrnahm, konnte ich nur noch denken: Mauseloch! Jetzt! Sofort!

Aber meinen Mund hörte ich sagen: "Wo soll ich unterschreiben?"

Donnerstag, 8. Mai 2014

Der gebrauchte Tag



Eine weitere Geschichte in der Rubrik Peinlich:
Thomas, Inhaber einer kleinen Firma, hatte einen Termin irgendwo in Deutschland, einen Vortrag zu halten. Gebucht war ein Flug am frühesten Morgen. 
Dazu muss man wissen...Thomas schläft gern lang… am Wochenende gerne mal bis nachmittags um zwei. Also können wir davon ausgehen, dass ihm das Aufstehen in aller Frühe nicht besonders leicht fällt.
Kurz: Thomas hatte natürlich verschlafen und seine Freundin musste ihm aus dieser Klemme helfen, indem sie ihn …selbst nur mit Pyjama und Bademantel bekleidet …zum Flughafen fuhr, während er sich im Auto anzog und die Zähne putzte.

Nur… was war das? Ein Auto sollte natürlich betankt sein, bevor man es benutzt. Also blieb die bockige Karre mitten auf einer der größten Kreuzungen ganz Hamburgs liegen… was einerseits die Weiterfahrt mit einem der Richtung Flughafen umherflitzenden Taxis einfacher machte, aber auch die Freundin im Bademantel in eine äußerst missliche Lage brachte.
Den Flieger schaffte er auf den letzten Drücker, was mit der Freundin im Bademantel auf der Kreuzung passiert ist, habe ich leider vergessen.

So… 2. Akt: Vortrag… Als er dann in einer Pause seines Vortrages die Waschräume aufsuchte, musste er leider beim Blick in den  Spiegel feststellen, das der Inhalt seines rechten Nasenloches quer übers Gesicht in Richtung Ohr gekrochen und dort seinen Aggregatszustand von flüssig zu fest gewechselt hatte.

Das nenn ich mal einen gebrauchten Tag!

Dienstag, 6. Mai 2014

Tante Moni



Früher… ja früher, nicht ganz damals… zu Zeiten, als wir in großer Runde durch die Gegend zogen, hatten wir ein Ritual. Jeder, der neu zu uns stieß, musste sein peinlichstes Erlebnis erzählen. Es kamen mir dabei ziemlich lustige Sachen zu Ohren.

Zum Beispiel erzählte mal eine Freundin eine Episode aus ihrer Kindheit, von einer Tour mit der ganzen Familie… Onkel, Tante… eben Kind und Kegel, in einem alten Hanomag-Bus durch Europa.

Jeder kann sich vorstellen, dass die damaligen stillen Örtlichkeiten mehr als gewöhnungsbedürftig waren. Es gibt ja heute in einigen europäischen Ländern noch Löcher in Böden über denen sich die Menschen erleichtern.

So war also besagte Familie auf der Rücktour mehr als froh, die erste Autobahnraststätte und vernünftige WCs ansteuern zu können. In diesem Falle gehörte auch ein angrenzender Wickelraum dazu, der wiederum an das Restaurant grenzte - von innen verspiegelt und von außen verdunkeltes Glas.

Die Familie meiner Freundin hatte sich inzwischen im Restaurant versammelt und widmete sich inbrünstig deutschem Autobahnraststättenessen, bis einer nach dem anderen das Kauen einstellte und letztlich jemand artikulierte, was denn bitte Tante Moni da mache!
Tante Moni hatte sich aufgrund der Fülle in den Wickelraum zurück gezogen und wechselte dort ihre Slipeinlage. 

Das Gelächter am Tisch muss in etwa so groß gewesen sein, wie in unserer Runde.

Mein Dank an Tante Moni!