Mittwoch, 30. Juli 2014

Party auf Ostdeutsch – Was sonst noch geschah

Was wir bereits wissen: 
Torsten war allein zu Haus, Mike und Clemens auf Mädchenjagd... und der Rest der Crew war zu einer Party im benachbarten Dorf unterwegs… mit einem ähnlichen Pegel, wie alle anderen… und der Fahrer Stefan hatte deshalb in Sachen Abstand zum Vorausfahrenden eine leicht andere Einschätzung als…sagen wir mal… nüchterne Menschen. Jedenfalls hatte er es geschafft, während der Fahrt sage und schreibe DREIMAL die hintere Stoßstange des Fahrzeugs vor ihm zu touchieren. Allerdings... man merke auf! ...ohne dass dieses auch nur angehalten hätte…

Im Laufe der gefahrenen Strecke stellte sich heraus, dass beide Fahrzeuge das gleiche Ziel hatten. 
Angekommen… stiegen alle aus… 
Alles, was der Fahrer des voraus fahrenden Autos zu der Fahrt zu sagen hatte: „Seid ihr eigentlich nicht ganz dicht???“
Sprach´s und verschwand in der Dorfdiskothek. 
Glück gehabt... in jeder Hinsicht!

Mike und Clemens waren inzwischen auf dem Rückweg von ihrer Rattenfängertour… natürlich ohne Mädels und auch nicht viel weniger nüchtern, als auf dem Hinweg.
Dazu kam… es war inzwischen Wetter… also Wetter im Sinne von Nässe, Blitz und Donner. Sie kannten sich unter diesen Umständen noch viel weniger in der Gegend aus, als nüchtern und im hellsten Sonnenschein. So tasteten sie sich also durch die Straßen gen Wochenendhäuschen zurück.

„Hätten wir hier nicht abbiegen müssen?“ versuchte Clemens die Orientierungsfähigkeit von Mike zu unterstützen.
„Ähm… ja! Wir können aber, glaube ich, auch hintenrum reinfahren…“
„Meintest du DIESES hintenrum? Du fährst gerade vorbei!“
„OH SCHEISSE!“ 
Mike riss das Lenkrad herum, verpasste die Abfahrt nur knapp und fuhr direkt auf einen schwarz weiß gestreiften Poller, der wahrscheinlich die Aufgabe hatte eben solches zu verhindern, beziehungsweise darauf hinzuweisen, dass sich hier die Straße gabelte.

Rückwärtsgang! Glücklicherweise war dieser Poller nicht aus Beton... sondern ziemlich neu und aus Plastik. Er hatte also nicht besonders großen Schaden am Auto angerichtet und schnellte beim Zurückfahren einfach in seine Ausgangsposition zurück. Mike und Clemens feierten dieses im Auto mit lautem Gejohle.
Leider achtete Mike nicht auf den Graben hinter sich, in den er bei dieser Aktion langsam hineinrutschte.

Das wars!
Rien ne va plus!
Nix ging mehr!
Natürlich bekamen sie zu zweit die Karre nicht mehr aus dem Graben und dackelten mit gesenkten Köpfen zu Fuß zum Wochenendhaus zurück.

Dort trafen sie auf Torsten, der mit nicht minder gesenktem Kopf bereits im Streifenwagen geparkt war.

Hier schließt sich der Kreis...
Wir können glücklich feststellen, dass heute alle an Alter und Reife gewonnen haben... 
...jedenfalls mehr oder weniger...

Dienstag, 29. Juli 2014

Erinnerungen an Italien



Mein Flummi und das Murmelkind unterhalten sich während eines Streifzuges durch einen italienischen Hafen nachdem sie zwei Mitarbeiter der Hafenwacht trafen, beide nur in roter Badebüx und Zeuge eines Wortwechsels wurden.

Murmelkind: „Die zwei hatten aber SEHR viele Haare auf dem Bauch…“
Flummi darauf spontan: „Ja… deshalb hatten sie auch keine T-Shirts an.“ 
Ichnicht: ...schweigt dazu....

Sonntag, 20. Juli 2014

Party auf Ostdeutsch – Die Fortsetzung



Wie wir ja bereits wissen, waren Mike und Clemens unterwegs, um Mädels klar zu machen.

Was sich währenddessen im Wochenendhaus abspielte:
Torsten war nach dem gemeinschaftlichen Vorglühen alleine geblieben. Alle Gefährten hatten in Sachen Mädels das Haus verlassen, und so glühte er noch allein und für sich etwas nach.

Ein Geistesblitz! 
Ihm fiel ein, er könnte ja Mike und Clemens doch  noch folgen.
Schließlich stand noch ein Auto vor der Tür und das konnte genutzt werden.
Dieses war so geschickt geparkt, dass man aus einer Parktasche parallel zum Wald gegenüber des Hauses eigentlich wunderbar einfach rückwärts ausparken und auf den Feldweg gelangen konnte, der auf die Straße durch die Ortschaft führte.

Allerdings wollte Torsten aufgrund des gestiegenen Promillepegels das Fahrzeug nicht mehr so recht gehorchen. Er fuhr rückwärts geradeaus und landete direkt in der Hecke der Häuschennachbarn. Also noch einmal… einparken… und ausparken… Wieder die blöde Hecke!
Nach fünf Ausparkversuchen war Torsten seiner eigenen Künste in Sachen Auto überdrüssig, stellte das Auto ab, wo er es vorgefunden hatte und legte sich kurzerhand auf die Couch im elterlichen Wochenendhäuschen schlafen.

Die Häuschennachbarn, die natürlich das Treiben in und um ihre Hecke verfolgt hatten,  waren bereits wegen des Lärmpegels, den sechs angetrunkene Jugendliche verursachen können, ein wenig auf Krawall gebürstet und riefen kurzerhand die Polizei. Übergriff durch betrunkenen Nachbarn auf ihre arme Hecke… jetzt reichte es!

Unser Freund und Helfer nahte prompt und fand Torsten, den vermeintlichen Übeltäter allerdings schlummernd auf der Couch im Wochenendhäuschen vor. Aber die Aussage der Nachbarn ließ sich ja kontrollieren. Alkoholpegel nach Messung: 1,8 Promille… und Torsten saß im Streifenwagen.

Genau zu dieser Zeit kamen Mike und Clemens zurück… natürlich ohne Mädels im Schlepptau… und wurden zur Sachlage befragt.
Mike erzählte dem Uniformierten von seinem Freund, dem Unglücksraben. Dieser wäre NATÜRLICH total nüchtern gewesen, als er versuchte auszuparken und nach …zig misslungenen Versuchen habe dieser sein Vorhaben ad acta gelegt, sich frustriert betrunken… seinen Führerschein habe er schließlich noch nicht so lange… und sei dann auf der Couch eingeschlafen.
So friedlich schlafend hätten sie ihn dann auch zurückgelassen und kämen jetzt in eine Situation zurück, die ihnen etwas absurd erscheinen würde.

Noch nicht ganz am Ende seiner Ausführungen, wurde Mike Zeuge einer Durchsage über Polzeifunk, in der es um einen dringenden Einsatz zu einem Banküberfall in einem nahegelegenen Örtchen namens Karow ging.
Torsten wurde um einiges schneller aus dem Streifenwagen entsorgt, als in ihn hinein gezwungen.
Unser Freund und Helfer hatte Wichtigeres auf dem Zettel, als einen alkoholisierten Jugendlichen und seinen zweifelhaften Kampf mit einer Hecke… zum Leidwesen der Nachbarn.

Anmerkung der Redaktion: Der Hecke geht es heute wieder gut!

Dienstag, 8. Juli 2014

Party auf Ostdeutsch



Das Wohnungsbauprogramm der DDR bestand im Wesentlichen daraus, Betonwüsten zu errichten, in denen möglichst viele junge Leute eine „schöne Neubauwohnung“ beziehen konnten.
Keine Frage, damit waren sie sehr glücklich. Es war immerhin besser, als mit zwei Kindern gestapelt in einem Zimmer zu hausen und sich Küche und Bad mit den Eltern zu teilen. Nachdem man über die neuen eigenen Wände genügend jubiliert hatte, war es Zeit, sich ein Pendant zum Plattenbau zu suchen. Dafür kamen dann gerne Schrebergärten in der Stadt oder Wochenendhäuser an Meer und See in Frage. Falls man denn Beziehungen oder eine tote Erbtante hatte.

Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch… soll heißen: die Eltern waren zu Haus oder verreist und diese, zur Naherholung genutzten kleinen Häuschen, wurden vom im Plattenbau aufgewachsenen Nachwuchs gnadenlos zu Party-Häuschen umgemünzt.
Es gab zwar keine Drogen im Osten... aber Alkohol. 
Getränke wie „Grüne Wiese“ bestehend aus Orangensaft und Blue Curacao oder Moulin Rouge, der Rotwein, Apricot Brandy und einen Schuss …Pfirsichsaft war es glaube ich… enthielt, färbten den grauen Ossi-Alltag herrlich bunt. Naja, für die Mädels zumindest. Die Jungs gossen sich dann doch lieber Nordhäuser Doppelkorn, Goldbrand oder in ganz schlechten Situationen Pfeffi-Likör hinter die Binde. Übel!
Kurz: Es wurde gebechert, wie verrückt und gepennt, wo man umfiel.

Die Mangelkultur der DDR erklärt vielleicht, warum dieses Land im Verbrauch in Sachen Alk immer unter den ersten drei in der Weltrangliste lag. Der Durchschnittsverbrauch harter Alkoholika stieg bis 1988 auf 16,1 Liter pro Kopf. Das sind 23 Flaschen!
Kein Wunder, dass auf dem Wege dahin die 0,0-Promille-Grenze eingeführt wurde.

Aber kommen wir zu den Helden unserer Geschichte.
Mike und Clemens waren über das Wochenende mit sechs anderen Halbstarken im Ferienhaus von Torsten eingefallen, hatten nun ein wenig „vorgeglüht“ und fuhren mit dem Wartburg von Mike in die nächstgelegene Ortschaft. Um ein paar Mädchen zu aufzureißen. Was sonst. Die schönste Sauforgie ist nix ohne Mädels.

Es war Sommer und Wochenende, auf den Straßen wenig los. Diese waren damals ja sowieso um einiges weniger befahren als heute.
Im Rückspiegel sah Mike ein kleines grün-weißes Auto und wurde, um die Promillegrenze wissend, zusehends nervös. Dieses äußerte sich wie folgt: „SCHEISSE, DIE BULLEN!“
Bemüht, möglichst unauffällig zu fahren, wählte er kurzerhand eine andere Strecke, was zur Folge hatte, dass sie jetzt parallel zu dem kleinen grün-weißen Auto durch ein Wohngebiet fuhren, es aber durch die Verbindungsstraßen immer noch sehen konnten. Unser Freund und Helfer konnte dieses aber ebenso.
„WAS MACHEN WIR DENN JETZT?!“

Clemens war für eine kurze Planänderung. Abbiegen in eine der Verbindungsstraßen und möglichst schnell vom Auto entfernen.
Gesagt, getan…
Problem: Clemens war während der Fahrt auf der Rückbank damit beschäftigt, sich eine stadtfeine lange Hose anzuziehen und mit dieser Aktion noch nicht ganz fertig, als der Wartburg bereits eingeparkt am Straßenrand stand. Blöd!

An der Hose nesteln und sich gleichzeitig mit dem Öffnungsmechanismus der hinteren Tür beschäftigen… wie ging denn noch mal diese neumod´sche Tür auf?
Und dabei nahte doch schon unser Freund und Helfer. Denn dummerweise war diese Verbindungsstraße eine Einbahnstraße und der Wartburg entgegen der Fahrtrichtung eingefahren und geparkt. Saublöd!

Mike stand bereits auf dem Trottoir und feuerte Clemens an, der immer noch mit Tür und Hose kämpfte, er möge sich BITTE beeilen.
Zu spät…
„Guten Tag, die Herren… Ihren Ausweis und Papiere bitte… haben Sie nicht gesehen, dass das eine Einbahnstraße ist?“
„Ähm…wir sind auf der Suche nach Zigaretten…“ versuchte Mike seine Fahne wegzunuscheln… In diesem Moment flog die Autotür auf, die sich endlich zur Kooperation erweichen ließ und Clemens konnte gerade noch verhindern, dass er mit weit geöffnetem Hosenstall vor den beiden Polizisten auf die Straße schlug.

Komik lenkt ab… würde ich sagen. So gaben sich die Uniformierten schmunzelnd mit dieser Aussage zufrieden und ließen es mit einem „Dududu! Aber nicht noch einmal!“ bewenden und zogen von dannen.

Clemens korrigierte sein Erscheinungsbild und dann sahen die Jungs zu, dass sie zügig den Rest der Einbahnstraße... in welche Richtung auch immer... bewältigten.

Ob sie es an diesem Abend schafften, Mädels zu rekrutierten, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ich frage nach. Versprochen!

Übrigen... gesehen? Das Foto hat Ichnicht gemacht...Bin stolz auf ihn!

Montag, 7. Juli 2014

Ichnicht


Wann immer die Frage gestellt wird: „Wer war das?“, wissen meine Ableger die Antwort: "Ichnicht!"

So kam es, dass mit meinen Kindern auch Ichnicht bei uns einzog. Er ist ein guter, geduldiger und universell einsetzbarer Geselle. Wenn ein Fleck auftaucht, das Licht noch brennt, die Türen offen stehen, der Wasserhahn noch läuft, natürliche Ereignisse im Bad nicht unsicht- und -riechbar gemacht wurden ... 
Ichnicht war´s!

Das nimmt jedem Schimpfen die Schärfe. Keiner zetert mehr. Keine lautstarken Schuldzuweisungen. Alle wissen ja, wer es war.

Ichnicht hat seit Kurzem auch eine Gestalt bekommen. 
Er ist die Schmuckschildkröte, die ich hin und wieder an einer Kette trage. Mein Flummi hat ihn getauft, als ich mal wieder DIE Frage stellte. Völlig ungerührt zeigte er nur auf meine um den Hals hängende Schildkröte und sagte: "Ichnicht!" 




Seitdem ist Ichnicht grundsätzlich überall mit dabei, auch wenn wir auf Reisen gehen. Wie könnte er denn sonst verantwortlich sein für alles, was uns so unterwegs passiert? Und es passiert ´ne Menge.

Außerdem muss ich gestehen, ist er mir inzwischen so richtig ans Herz gewachsen. Liegt vielleicht an seiner unendlichen Fehlbarkeit und all den lustigen Ideen, die er so hat. Nur Blödsinn zu machen, ist ihm allderdings wohl zu langweilig geworden, er scheint nicht ausgelastet.

Ich habe beschlossen, ihn zu adoptieren und mache ihn zu meiner helfenden Hand in Sachen Fotos.   So ist er beschäftigt und ich habe keinerlei Probleme, sollten sich doch mal Personen auf meine Fotos verirren, die dazu nicht ihr ausdrückliches Einverständnis gegeben haben, denn das war ja Ichnicht.

Ergo ... Foto: Ichnicht (in diesem Falle ein Selfie)

Donnerstag, 3. Juli 2014

Mein Freund der Vernehmungsoffizier

Neulich träumte mir... ich träfe meinen Vernehmungsoffizier von der Stasi wieder.
Den Heini, der im Jahre 1989 mit mir Stunden verbrachte und mich nach jeder Einzelheit der Flucht ausfragte… den, an dessen Gesicht ich mich kaum erinnere.

Aber woran ich mich genau erinnere, ist seine Art zu fragen.
Er war irgendwie im Finde-den-Fehler-Wahn. Was zum Henker war mit mir nicht in Ordnung, dass ich mich im Alter von achtzehn Jahren auf ein solch gewagtes Fluchtabenteuer einließ? Wer war Schuld? Schließlich war die DDR doch das Schaufenster des Ostens.

Bei  Verhaftung befand sich damals auch mein Tagebuch in meinem Gepäck.
Was soll ich sagen... Er hat´s gelesen! 
Als Folge davon saß ich jetzt quasi seelisch nackt vor ihm und sah ihn an, wie ein verwundetes Eichhörnchen.


Nach unbefugtem Lesen war er zu dem Schluss gekommen, ich hätte literarisches Talent und fragte mich, ob meine Eltern das irgendwie gefördert hätten.  Ich verneinte.
War das Pflicht im Elterndasein? Wahrscheinlich… Da wollte dieser Vollhorst mir doch tatsächlich suggerieren, meine Eltern hätten ihren Job nicht gemacht! 
Ich erinnere mich noch gut, wie damals im Kindergarten Leute umher liefen, die Kinder im Alter von 4 - 5 Jahren nach Körperbau und Bewegungsfähigkeit beurteilten und zu entsprechenden Sportarten rekrutierten. Ich sollte damals zum Turmspringen, hatte aber die Büx voll und war somit entschuldigt.
Danke Mami und Papi! Sie hätten das nie zugelassen. Ich sollte Kind sein und spielen können.

Meine Eltern sorgten sich  immer eher etwas mehr um uns Kinder. Tun sie immer noch. Was meiner Meinung nach besser ist, als sich überhaupt nicht zu sorgen.
Heute weiß ich, was Kinder betrifft ist es schwierig die richtige Dosis zu finden. In allem. Als Mutter, die behüten und trotzdem zur Selbständigkeit erziehen will, denke ich oft darüber nach, was ich wohl richtig beziehungsweise nicht richtig mache und schlage den Bogen zu meiner Kindheit.

Quintessenz: Alles ist gut! Ich wurde und werde geliebt. Das ist entscheidend.
Niemand macht alles richtig. Geht gar nicht. Da treffen Generationen und ihre Ansichten aufeinander.
Damals war alles anders… nicht besser, aber anders. Und die Zeit prägt ihre Begleiter. Der Osten ist da sowieso eine ganz spezielle Nummer.

Heute…die Welt ist viel kleiner und schneller. Wir erreichen die entferntesten Orte im Handumdrehen, die Post ist quasi obsolet, unser Dasein gläsern…
Dank NSA und allen, von denen wir noch nicht wissen… 
Da kommt man im gesetzten Alter eben nicht mehr ganz so schnell mit.

So wird sie sich weiter drehen… die Welt.
Irgendwann sind meine Flöhe so alt, wie ich jetzt und ich bin die Konservative, geistig Humpelnde… die, die nicht mehr hinterher kommt. 
Wer weiß, was sich die Jugend von heute so alles ausdenkt in Zukunft.
OH GOTT!
Na gut… ich werde mich bemühen, nicht den Anschluss zu verlieren. 
Auch mit siebenundneunzig noch. 

Eins wird sich mit Sicherheit niemals ändern: Ich werde sie immer lieben, meinen Flummi und meine Murmel… auf eine Art, wie es nur Mütter können. 
Und so lange ich kann, trag ich hohe Schuhe. Versprochen!

Dienstag, 1. Juli 2014

Eifersucht einmal anders oder kluge Ratschläge im falschen Moment



Es gibt Erstgeborene, die verlangen, dass das erst spannende dann blöde Geschwisterchen vom Klapperstorch gefälligst wieder abgeholt wird. Oder wieder andere, die sauer auf Mama sind, weil die sich jetzt ständig um dieses andere Bündel Mensch kümmert, das zu allem Übel auch noch dauernd Lärm macht und das unter Umständen gründlicher als sie selbst.

Mein Sohn liebt seine Schwester und hat seine Eifersucht in Streit mit Mama in extreme Anhänglichkeit gewandelt, worüber ich sehr froh bin…begleitet von einer Menge Wut…worüber ich nicht sehr froh bin.

Eines schönen sonnigen Tages… ich hole meinen Flummi mit dem noch relativ neuen Murmelkind im Gepäck vom Kindergarten ab.
Wuuuäääähhh… hat der Kronprinz schlechte Laune.
Hübsch sieht er heute aus. Hat sich nach der Mittagsruhe zum Zöpfe machen bei den Mädchen in die Schlange gestellt und eine Palme auf den Kopf gebaut bekommen. Ja, ich weiß: Jungs haben Phasen. Die Lieblingsfarben sind Lila und Glitzer …und Zöpfe sind cool… ich lass ihn ja auch.
So… Helm auf. Problem Zopf gelöst, ab aufs Laufrad und nach Hause.
Blöde Palme! Arbeitet sich doch glatt oben durch den Helm!
Schwamm drüber…

Jaaaa … wir können auch DIESEN Weg nehmen.
Wir haben ja Zeit, das Murmelkind ist satt und ausgeschlafen.
Und sonst gibt’s Geschrei … ich weiß.
Aber irgendwie hat es mein Flummi heute auf Geschrei angelegt. Jetzt will er auch noch in den Getränkemarkt … NÖ!
„Komm, lass uns nach Hause gehen!“
„Nein … da rein!“ Spricht´s und zeigt mit seinem kleinen Fingerchen auf den Markt.
„Zuhause gibt’s ein …“ Mein lockendes Gesäusel bringt hier schon mal nix.
Bin mir darüber im Klaren, wenn ich jetzt nachgebe, kommt das nächste Problem, ich kann es heute einfach nicht richtig machen. Er will es wissen.
Ich seufze und gehe unter kopfschüttelndem Neingesage langsam Richtung heimatlicher Wohnung. Dann geht’s los … OHRENBETÄUBENDES Geschrei. Die ganze Straße erzittert und jede Mutter im Umkreis von gefühlten 3,5 Kilometern, deren Kind schon einmal brüllend im Supermarkt auf dem Boden lag, weiß wie es mir geht. Das noch neue Murmelkind sieht mich verstört aus dem Kinderwagen an, als würde sie sagen wollen: „Was macht der da? SOWAS werde ich niemals tun!“

Nützt ja nix  … irgendwie müssen wir es nach Hause schaffen.
Glücklicherweise verbindet meinen Sohn und mich ein unsichtbares Band … er läuft nie weg … im Gegenteil, er bricht in Panik aus, wenn er mich nicht mehr sehen kann.
Also folgt er mir, wenn auch widerwillig und laut schreiend … aber er folgt in einem gewissen Abstand. Ampeln machen das nicht unbedingt einfacher … ich muss warten …

Das ist genau der Moment, in dem ein Mann, der unser Treiben schon eine ganze Weile beobachtet, zu mir kommt und mir sagt: „Ich weiß, es ist nicht einfach … aber Sie machen das genau richtig … Ich habe darüber ein Buch geschrieben …“
Ich falle ihm barsch ins Wort: „Entschuldigung … aber ich kann jetzt gerade GAR NICHTS!“ Er versteht´s: „Ich wollte es ja auch nur gesagt haben …“ … und schleicht sich.
Der hat mir jetzt gerade noch gefehlt!

Irgendwie schaffen wir es nach Hause. Gebrüll auf der Straße. Geschrei im Treppenhaus. Zu Hause ist es endlich still.
Trinkt seine Apfelschorle zufrieden und schiebt auf dem Boden liegend seine Autos friedlich durch das Wohnzimmer.

Nichts stresst mich so wie Lärm. Wenn er dann auch noch von den Stimmbändern der eigenen Ableger kommt ...
Und da gibt es Männer, die fragen abends tatsächlich ihre Liebste, was sie den lieben langen Tag so getan hat … schließlich wäre sie ja nur mit dem Nachwuchs zu Hause gewesen …

Pfffff ...