Montag, 3. November 2014

Asiens Kühle


Sri Lanka. Ankommen auf einem riesigen Flughafen, der irgendwie nicht ganz so in diese Breiten passen will. Wie dieser dahin kommt? Diese Geschichte ist weniger komisch. Wir erinnern uns an den Tsunami, das Erdbeben vom zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 im Indischen Ozean, der Land und Menschen in Massen verschlang. Auch Sri Lanka war betroffen. Die Bilder, die um die Welt gingen waren furchtbar und der Wille zu spenden groß. Nur … ein Großteil des gespendeten Geldes wurde auf dieser wunderschönen Insel in einen aberwitzigen Flughafen gesteckt, den dieses Land in der Dimension mit Sicherheit nicht braucht. Man landet, steigt aus und läuft … und läuft … und läuft. Gefühlt gleich über die komplette Insel. 
Moderne Technik. Von Personal allerdings keine Spur. Glücklicherweise haben wir keinen Ärger mit unserem Gepäck.


Der erste Morgen im Hotel. Nach Wegschlafen des Jetlags, sitzen wir am Frühstückstisch. Junge Männer laufen zwischen den Tischen hin und her und versuchen, Kaffee oder Tee für die entsprechenden Gäste zu koordinieren. Das gelingt ihnen offensichtlich nicht wirklich.
 „Coffee or tea, Sir?“
Madam wird erst gar nicht gefragt. Wundert uns das? Eher nicht.
„Coffee, please.“
Nachdem unser Kellner -und auch noch ein paar andere, die an unserem Tisch vorbeikommen, ausreichend oft an den Kaffee erinnert werden-  landet aber heute Tee an selbigem. Wie auch an allen folgenden Tagen … falls überhaupt etwas kommt. Die Jungs haben es voll drauf! Sollten vielleicht doch mal darüber nachdenken, mehr mit Mädels zu arbeiten.

Wir beobachten das bunt gemischte Volk im Saal um uns herum beim Frühstück und sind teilweise etwas unappetitlich berührt. Dieses brutale mit den Fingern im Reis mit Curry matschen, während die andere Körperhälfte aufgestützt auf Ellenbogen und Knie quasi unter dem Tisch verschwindet, ist für mich nur schwer zu ertragen. Aber was soll´s ... andere Länder, andere Sitten. Ich gehe zum Buffet und nehme ein Obst. Oder auch zwei. Und richte meinen Blick an einem Kühlschrank vorbei aufs Meer.


Während ich kaue, versammeln sich fünf Personen … Männer, um genau zu sein … vor dem einzigen mit Wein gefüllten Kühlschrank mitten im Raum. Sie reißen die Tür auf und reden … gestikulieren … einer schreibt etwas auf. Sieht aus, als wäre es eine Bestellliste. Der Kühlschrank steht immer noch offen. Sie zählen die Flaschen. Von oben nach unten. Und wieder von unten nach oben. Mein Eindruck: Um in diesen Breiten Nachschub für ein paar völlig überteuerte Weinflaschen zu ordern, braucht es fünf Leute vor einem Kühlschrank, der eine halbe Stunde offen steht und quasi gleichzeitig den Raum klimatisiert. Interessant. Aber der Sinn des Kühlens scheint hier sowieso auf kein sonderliches Verständnis zu stoßen. Warum auch. Fisch wird hier schließlich auch getrocknet und nicht gekühlt.



Wenn man so zwei bis drei Stunden am Strand unter Palmen liegt, muss man alle zwei Minuten einen der Strandboys davon überzeugen, dass gerade weder ein Holzelefant noch ein Strandtuch dringend benötigt wird. Dieses tut man, während man mit ihnen in immer größer werdender Runde kommunikativ im Sand sitzt, Zigaretten teilt und feststellt, dass sie alle irgendwie miteinander verwandt oder zumindest bekannt sind.

Bevor noch die Strandpolizei auftaucht und den Eindruck bekommt, es würde sich vor unseren Handtüchern eine Demo zusammen rotten, ist es Zeit für eine Pause im gegenüberliegenden Café auf ein nettes Kaltgetränk. Wir lassen die Beine von der Terrasse baumeln und saugen Cola aus Flaschen, die nur unwesentlich kühler als die Luft sind. Zu unserer Unterhaltung fährt nach kurzer Zeit ein Laster vor, dessen Kühlraum geöffnet ist, in welchem ein Singhalese quer auf Getränkekisten seine Mittagsruhe hält und den Schatten des Laderaumes genießt. Er rappelt sich hoch und späht aus der Tür. Offensichtlich erwartet er die vier Männer die gerade aus dem Café zu uns auf die Terrasse treten. Vier Männer, deren Job daraus besteht, drei leere Getränkekisten zum Laster zu tragen, die ihnen der Typ aus dem Laderaum abnimmt und durch volle Kisten ersetzt. Braucht man hier für alles, was mit Getränken zu tun hat fünf Männer? Jedenfalls erklärt dieses Handling die Temperatur unserer Getränke.


Am nächsten Tag ist Feiertag in Sri Lanka. Das bedeutet: Der Strand ist voll mit jugendlichen Singhalesen, die in kleinen oder größeren Grüppchen bis in die Nacht einfach nur am Strand herumstehen und sich an den drei mobilen Wagen vereinzelt etwas zu Essen kaufen. Schwimmen im Indischen Ozean gehen sie nicht, denn das haben sie nie gelernt. Alle Geschäfte sind geschlossen, auch die Bars und Cafés. Alkohol gibt es nur in einigen wenigen Hotels für die sich dahin zurückziehenden Touristen. 

In unserem Hotel ... hat auch der Kühlschrank Feiertag. Er ist ausgestellt.

Fotos: Ichnicht (ist schon wieder im Reisefieber und denkt darüber nach, Nelken und anderes Gewürz für einen Glühwein mitzunehmen)

Zweiter Teil: Asien ... und nix anzuziehen 
Dritter Teil: Asien und seine Schätze 

4 Kommentare:

  1. Juhu, tja da passt der Spruch wirklich - Andere Länder andere Sitten ;-)
    Wo wart ihr denn in Sri Lanka? Welches Hotel?

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    1. Hi Tanja,
      wir waren in Negombo ... http://www.bookdirect2save.com.au/blue-oceanic-beach-hotel-negombo_7897_1_3_en.htm

      LG

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    2. Ah okay, wir fliegen nach Waikkal! Also hat euch der Urlaub nicht so gefallen?! Hast du das blaue Kleid noch ;-)

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    3. Es war ein phantastischer Urlaub voller Abenteuer auf einer wunderschönen Insel. Das blaue Kleid hat leider nicht so lange durchgehalten ... Ich wünsche euch viel Spaß und wenn du ausrangierte Kleidung hast -gerne auch Kinderklamotten-, die du verschenken möchtest, nimm sie mit ... Am Strand, unweit der Hotels, stehen ganz viele Hütten, in denen dankbare Abnehmer wohnen.

      LG

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