Mittwoch, 3. Dezember 2014

Braune Weihnachtsmänner vom Dorf

Für alle jenseits des Christkindes ist der Weihnachtsmann von Kindheit an eine wichtige Figur des anstehenden Festes. Angeblich von Coca Cola erfunden, ist es jedoch so, dass der Grafiker Haddon Sundblom lediglich 1931 den Weihnachtsmann für Coca Cola zeichnete und dabei sein eigenes Gesicht für diesen gutmütigen Gesellen verwenden haben soll. Die Figur selbst geht auf den heiligen Nikolaus zurück, ist aber bitte nicht mit ihm zu verwechseln. Die rote Kluft erhielt der Weihnachtsmann bereits Mitte des neunzehnten Jahrhunderts.


In meiner Kindheit waren wir hin und wieder auch mal über Weihnachten bei meinen Großeltern. Wir erinnern uns? Das war der einsame Ort, mitten auf dem Land, wo es, wenn es dunkel war, so richtig dunkel war. Mein Opa war selbst ziemlich spät Vater geworden, meine Mutter für damalige Verhältnisse ziemlich spät Mutter und deshalb war mein Opa auch, so lange ich denken kann, bereits ein alter Mann, der den Schalk aber nichtsdestotrotz faustdick hinter seinen Ohren nicht unerheblicher Größe hatte.

Als ich noch klein war, saß ich verdammt gerne auf seinem Schoß, kämmte seine restlichen drei Haare mit meiner Puppenbürste, drehte an seinen Ohren und forderte ihn auf,  mit diesen zu wackeln, was er im Übrigen hervorragend konnte. Auch zählte ich gerne seine verbliebenen drei Zähne durch. 
„Opa! Mund auf!“ Opa folgte brav. 
Er hatte nicht viel übrig für die Dritten, die deshalb eigentlich mehr Zeit in der Schreibtischschublade neben der Bonbondose, denn in seinem Mund verbrachten. Auch konnte er mit seiner Zunge seine Nasenspitze berühren, was mich auf seinem Schoß sitzend wahnsinnig erfreuen konnte. Und das stundenlang.

Aber zurück zu Weihnachten.
Die Bescherung lief bei uns immer so ab: Wir versteckten uns vor dem Weihnachtsmann  … denn immerhin bestand ja auch die Gefahr, dass man keine Geschenke, sondern wegen miesen Betragens lediglich eine Rute bekam. Meine Mutter bemühte sich all die Jahre redlich, die Geräusche des Weihnachtsmannes zu imitieren. (Wenn ich so darüber nachdenke … irgendwie tut sie das bis heute.) Dann durften wir das Wohnzimmer betreten und den Baum und die darunter liegenden Geschenke bewundern.

Während Mutter und Oma unten die Stellung hielten war Opa mit uns restlicher Familie auf den Dachboden geflüchtet und sah mit mir zusammen in die Sterne -etwas anderes war aufgrund der Dunkelheit ja auch nicht zu sehen- und erzählte mir plattdeutsche Geschichten vom Wiehnachsmann. Unter anderem auch, dass dieser, der uns be- oder besser heimsuchen würde, braun gekleidet sein würde. Denn so wären sie, die Weihnachtsmänner vom Dorf … braun und etwas gruseliger als die in der Stadt. Hab ich ihm natürlich geglaubt. Damals glaubte ich schließlich noch an den Weihnachtsmann. Auf alle Fälle half es, dass kein neugieriger Geist voreilig in das Wohnzimmer stürmte und den Weihnachtsmann oder auch die -frau enttarnte.

Heute weiß ich: Weihnachtsmänner sind bunt und Großeltern sowieso das Größte!

Foto: Ichnicht (nickt emsig zu diesen Worten)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen