Dienstag, 9. September 2014

Verlaust und zugenäht!


Mein Flummi steht vor mir mit einem Zettel in der Hand. „Es sind schon wieder Läuse in der Schule.“
„Und? Hast du welche? Juckts?“
„Nein… nur als ich den Zettel gelesen habe.“
„Wo denn?“
„Hier…“ spricht´s und kratzt sich am Auge. „Und hier…“ schubbert´s sich die Nase.
„Da wohnen die aber nicht. Die leben für gewöhnlich eher... auf dem Dach...“
„Ich weiß… auf dem Rücken juckt es jetzt auch schon wieder.“
Ich beginne mir ebenfalls die Schulter zu lausen… und hinter dem Ohr… und über der Stirn. Ich hasse es! Spätestens jetzt realisiere ich: Willkommen in der Schulzeit!

Ich kann inzwischen nicht mehr zählen, wie oft mich ein Zettel mit Läusewarnung aus der Schule oder dem Kindergarten erreichte. Oder noch schlimmer die Läuse, bevor der Zettel da war.
Und jetzt kommt´s (Zeigefinger): Damals…ja, ganz damals im Osten… wenn da Läuse auftauchten, dann gingen Leute vom Gesundheitsamt durch Schulen und Kindergärten beguckten sich die Köpfe aller Kinder, fischten Läuseträger heraus und schickten sie postwendend nach Hause. Auf dass das Kind sich behandeln ließe. 
Und dann war Ruhe. Für Ewigkeiten. Halali, Laus tot!

Heute darf man ja nicht einmal mehr fragen, ob die Läuse eher bei den Mädels oder bei den Jungs aufgetaucht sind. 
Geschweige denn nach dem Namen des Läuseträgers. Ha! Schenkelklopfer!

Datenschutz! Alberner!
Dabei wäre das Lüften dieses Geheimnisses echt sinnvoll. Läuse gehen für gewöhnlich kurze Wege von einem Haar zum anderen und diese auch ausschließlich zu Fuß. Sie hüpfen oder fliegen nicht, weil sie es einfach gar nicht können. Schon rein anatomisch gesehen. Sie können sich aber sehr gut festhalten und sind ein äußerst gebärfreudiges Völkchen.

Der Fußweg ist besonders kurz, wenn die Kinder noch in einem Alter sind, in dem sie pausenlos die Köpfe zusammenstecken. Noch einfacher, wenn sie Kopfbedeckungen im Spiel tauschen. Zack! Hat die Laus ein neues Haus! 


Und wenn ich wüsste, dass einer der Freunde meiner Ableger betroffen wäre, würde ich wahrscheinlich noch einmal genauer das Haupthaar des entsprechenden Kindes durchflöhen. Andersum habe ich die Mütter aus unserem Dunstkreis direkt gewarnt, wenn es uns erwischt hatte. Würde ich mir genauso wünschen. War mir nicht mal peinlich. Denn Läuse sind keine Dreckspatzen und suchen sich auch nicht extra schmuddelige Kinder aus. Im Gegenteil. Die Mistviecher wissen, was schmeckt und bevorzugen eine saubere Wohnung in der sie ihre Eier - oder besser Nissen legen.

Wenn ich daran denke, was für ein Aufriss so eine Entlausungsveranstaltung ist: Zweimal eine halbe Stunde die komplette Familie in der Badewanne versenken, alle Betten abziehen und zusammen mit den Klamotten der letzten Tage schön dampfend waschen. Alle Kuscheltiere einkassieren und umschichtig für vierundzwanzig Stunden einfrieren. Und weil es so schön war, das Ganze in zwei Wochen noch einmal, denn da schlüpft der erste Läusekindergarten. Große Freude!


Ich nehme mir jetzt einen Läusekamm und hoffe inständig, dass dieser Kelch an uns vorüber zieht. 

Foto: Ichnicht 
(hat bereits die Kamera von sich geworfen und sitzt in der Badewanne... Schisser!)

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