Mittwoch, 1. August 2018

Greece I

In der griechischen Gastronomie scheint es eine Art Hackordnung zu geben.  Am Ende der Nahrungskette steht ein armer Schluffi, der dafür zuständig ist, dass immer hübsch aufgeräumt ist, Getränke an die entsprechenden Tische gelangen und zwischendurch hüpft er, wie es ihm die Kellner befehlen. Die Kellner haben zwar die Tische unter sich aufgeteilt, aber auch das ist nicht immer Gesetz und kann wahlweise umgeschubst werden. Dann gibt es noch so etwas wie den Oberkellner, der alle unter Wind hat. Oder auch nicht. 

Am ersten Abend mache ich den Fehler und antworte auf die seltsame Frage, ob alle Gerichte gleichzeitig kommen sollen, mit "Aber natürlich!" Das hat zur Folge, dass das Essen nach über einer Stunde von uns eingeklagt werden muss. Und trotzdem kommt es kleckerweise. Okay. Verstanden. Hier funktioniert anscheinend jedes Restaurant eher wie eine spanische Tapas-Bar. Bestellungen landen fast grundsätzlich in der Mitte des Tisches und jeder hat bereits einen eigenen leeren Teller vor der Nase, um sich von der Mitte zu bedienen. Wenn man das Prinzip verstanden hat, bin ich durchaus ein Freund dieser Art des Nahrung Teilens. 

Ein kurzes Wort zur weiblichen Natur: Es gibt ein paar wenige Dinge, die grundlegend schlechte Laune verursachen. Und dies gilt, hier lehne ich mich mal weit aus dem Fenster, für die gesamte weibliche Spezies auf zwei Beinen. Wenn wir Hunger haben, uns kalt ist, wir müde sind ... dann, ja dann sollte man einen großen Bogen um uns machen oder Abhilfe schaffen. Treffen diese Voraussetzungen gleichzeitig aufeinander, addieren sie sich nicht! Nein, sie potenzieren sich!

Zurück zur griechischen Hackordnung. Wenn Schluffi gerade dein Glas Wein vorbereitet und zwischendurch von einem Ranghöheren angemauzt wird, er möge doch mal schnell ENDLICH einen Tisch cleanen, dann sehen du und das Glas Wein sich weiter hoffnungsvoll aber aus weiter Entfernung sehnsüchtig an. Und wenn es ganz blöd läuft, hat Schluffi nach der Abräumaktion nicht nur den Tisch sondern auch sein Hirn gecleant und den Wein aus seiner Erinnerung gestrichen. 

Ich durchbohre den vermeintlich für unseren Tisch zuständigen Kellner von hinten mit Blicken, bis er sich endlich umdreht, in mein geschlitztes Paar Augen sieht und meinen Blick an Schluffi weiterreicht, der sofort hüpft. Kann man üben und perfektionieren. Auch wildes Winken, gerne mit dem ganzen Körper, am besten in der Gruppe, führt manchmal -nicht immer, aber doch oft- zum Erfolg. Auch wenn man nicht der russischen Nationalität angehört, die hier scheinbar besonderen Vorzug genießt, warum auch immer. 

Unter unserer Ferienwohnung befindet sich ein italienisches Restaurant mit ausnehmend großer Pizza, man munkelt etwas von dreiundvierzig Zentimeter Durchmesser. Jeden Abend sehe ich mir mit unverhohlener Faszination das Prozedere an, wie und wo man die Tische einkleidet. Einige Tische stehen auf der anderen Straßenseite direkt am Wasser und andere werden vor der Post, die sich ebenfalls in unserem Hause befindet, in Reihe auf ihren Zweck vorbereitet. Sie werde schon mal mit Tischdecken versehen und vollständig, auch mit Tellern eingedeckt, um in Stoßzeiten je nach Bedarf, auf der Hand eines Kellners balanciert, die Straßenseite zu wechseln. Dass regelmäßig -im besten Fall ein Bein von vieren, im schlechtesten das gesamte Geschirr- auf der Straße landet, hat hier keinen großen Lerneffekt. Same procedure as last year? Yes, James! Same procedure as every Year!



Bin ich zu deutsch?

Wen es interessiert: Die Ferienwohnung kann ich übrigens sehr empfehlen. Ein liebevoll gepflegtes Haus von absolut -freundlich ist zu wenig- warmherzigen Menschen. Mutti kümmert sich um die Seele, Papi um die Pflanzen im Innenhof, wo man Tomaten, Gurken  und Zucchini bewundern kann. Bettwäsche und Handtücher werden hier schneller gewechselt, als man die Wörter überhaupt aussprechen kann und die Lage ist unschlagbar. Hin und wieder ist es genau deswegen nachts etwas lauter als das gemeine deutsche Ohr es mag. Sollte man sich also drauf einrichten.













Fotos:  Ichnicht (packt schon mal den Koffer für den Umzug nach Kassandra)