Wer erinnert sich noch an Robert und Clara?
Ich hatte versprochen, Wilfried nach dem Hintergrund seiner Briefe zu fragen ... Hier seine Geschichte:
Ich hatte versprochen, Wilfried nach dem Hintergrund seiner Briefe zu fragen ... Hier seine Geschichte:
Von irgendwo her bekamen meine Eltern das
Angebot, mich mit einer "Kinderlandverschickung" nach Amrum zu schicken. Es ging mit dem Zug von
Oberkochen oder Aalen über Bebra und Hamburg Altona nach Norden.
Vor der Abfahrt in Aalen(?)
Das war eine sehr lange Zugfahrt. Wir hatten
für die Fahrt ein eigenes Eisenbahnabteil für uns, in dem wir auch schliefen.
Ich erinnere mich, dass wir nachts länger im Bahnhof von Hamburg Altona waren und an die Geräusche
der fahrenden Züge in der Nacht, die wir halb schlafend im Abteil verbrachten. Wir hatten auch mit der dortigen
Bahnhofsmission zu tun, ich meine wir hätten dort Tee bekommen. Es wurde dort
viel von den Bombenangriffen auf Hamburg im Krieg erzählt. Aber das
interessierte mich damals noch nicht. Weiter ging es bis zur Fährstation, an der
wir nach Amrum übersetzten. Das war meine erste Begegnung mit der Nordsee,
überhaupt einem Meer. Das
war schon eine tolle Sache. Auf Amrum ging es dann nach Norddorf in das
Kinderheim Paulsen.
Kinderheim Paulsen, Norddorf
Wir waren zusammen 4 Jungen in
unserem Zimmer. Das Essen dort war wirklich unterstes Niveau. Es gab oft Brote
mit Quark und Mehlsuppen. Es gab sogar einmal Ärger, weil einer per Brief nach
Hause berichtete das das Essen so schlecht sei. Unsere Hauptbeschäftigung war
Spazierengehen zum Strand und durch das Kiefernwäldchen. Am Strand wurden
Sandburgen gebaut und gebadet. Das Wasser der Nordsee war nach gemäß eines
Briefes nach zuhause nur 16-18 Grad warm. Einmal bin ich in einem Priel fast
ertrunken. Zum Glück war ein älterer Junge in der Lage mich zu retten. Es war
dort ziemlich windig und, nach Schilderungen in meinen Briefen, im Haus sehr heiß.
Einmal war sogar ein richtiger Sturm, so das wir Angst bekamen. Ich hatte dort ziemlich
Heimweh und schickte mehrere Briefe nach Hause. In einem bat ich um
Gummistiefel und Hustenmedizin.
Wir haben auch einmal eine
Omnibusfahrt zum Leuchtturm von Amrum gemacht und haben diesen auch bestiegen.
Ich berichtete nach Hause, das er 42 Meter hoch sei.
Der Amrumer Leuchtturm
Einer Gruppe im Kinderheim wurde von
einer „Tante“ aus einem Buch über die Titanic vorgelesen. Leider war ich nicht
in dieser Gruppe. Ich fand das sehr spannend.
Wir hatten dort ein „Hauslied“
das ziemlich oft von uns stolz gesungen wurde. Als ich es zu Hause vortrug
meinte mein Vater das er die Melodie kenne, aber einen ganz anderen Text dazu.
Unser Text enthielt: „Kennt ihr in Norddorf Paulsens Kinderschar“ und „steige
hoch du Silbermöwe, hoch über Amrum-Land, du bist die schönste der Inseln im
lieben deutschen Vaterland“.
Zuhause hatte meine Mutter als Begrüßungsessen
Kohlrouladen gemacht. Heidrun Kirsch, das Mädchen von gegenüber, war mit beim
Essen dabei.
Quelle: http://matrix-edv.de/wp/Kinderlandverschickung%20Norddorf_ges.htm
Quelle: http://matrix-edv.de/wp/Kinderlandverschickung%20Norddorf_ges.htm
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