Wer kennt das nicht. Kurz bevor das Jahr den Löffel abgibt, noch einmal schnell zum Dentisten, sich den Stempel für das Bonusheft abholen. So auch ich.
Also
mache ich im Dezember noch schnell einen Termin bei … ja, bei wem eigentlich.
Einen Leibarzt in Sachen Kauleiste habe ich schon lange nicht mehr. Also
stöbere ich im Internet und suche einen Zahnarzt in meiner Nähe. Nach drei
Anrufen in verschiedenen Praxen bekomme ich endlich einen kinderkompatiblen Termin
zwei Tage vor Weihnachten. Nützt ja nix.
Der
Flummi ist jetzt mit vier Jahren auch soweit, dass man ihm zwischen seine Beißerchen
gucken müsste. Die Murmel ist noch zu klein und blöderweise kämpft sie mit
einer ziemlich heftigen Bronchitis, die sich noch zu einer Lungenentzündung
auswachsen wird. Aber davon wissen wir noch nichts.
Also
bündele ich für den Termin beide Kinder und mache mich auf in die Praxis. Schon
beim Einparken fällt mir die schicke Villa auf und ich kontrolliere Straße und
Hausnummer. Aber ja, wir sind richtig. Ich bekomme die schwere Haustür, nachdem
der Türsummer geht, nur mit Schwung auf und ich falle mit Murmel auf dem Arm
und Flummi an der Hand fast in einen lila Kunsttannenbaum, der hell erleuchtet im schmalen
schlauchähnlichen Flur aufgestellt ist. Quetsche mich mit beiden Kindern an ihm
vorbei bis zur nächsten Tür … nein, es ist nur der Rahmen, die Tür fehlt. In den Rahmen
ist eine Klappe eingebaut, die gleichzeitig als Empfangstresen fungiert. Dahinter sitzt eine Frau neben einer
knallblauen und ebenso künstlichen Tanne, wie sie am Eingang steht. Die Arzthelferin. Sie ist
verdammt jung und bittet mich freundlich, im Wartezimmer Platz zu nehmen. Wir gehen bis zum
Ende des Flurs und hier ist die Sammlung der schrillen Tannen dann komplett.
Diesmal ist sie knallgrün.
Wir sind alleine, kein anderer Patient zu sehen. Das Wartezimmer ist ähnlich
schlauchartig wie der Flur, ausgestattet mit einer fetten Heimkinoanlage, die
beim Starren auf den Bildschirm mit Sicherheit Nackenprobleme verursacht. Meine
Flöhe fühlen sich sichtlich unwohl in diesem Ambiente. Mein Murmelkind krabbelt
auf mir herum und will heute sowieso nichts anderes, als nur Mama und mein
Flummi krallt sich an meinem Arm fest.
Ein
paar Minuten später werden wir aufgerufen. Mit zwei Kindern, die wie Koalabären
an mir haften, folge ich der netten Frau ins Sprechzimmer und rede mit Engelszungen auf meinen
Flummi ein, dass er sich auf den riesigen gelben Stuhl setzen möge. Es ist sein
erster Zahnarztbesuch und er hat Angst. Aber schließlich ist er folgsam.
Dann
kommt der Dentist bestens gelaunt um die Ecke geweht. Er ist seinen bunten Tannenbäumen wie aus
dem Gesicht geschnitten, nur etwas korpulenter.
Mund auf ... Augen zu!
Die Milchzähnchen meines Flummis sind in Ordnung. Jetzt bin ich dran. Die Murmel weigert sich, meinen Schoß zu verlassen und so muss sie mit. Sie liegt jetzt röchelnd auf meinem Bauch, den Kopf in Mama vergraben. Ihr kleiner Körper glüht inzwischen. Hoffentlich beeilt sich Dr. Tanne. Der scheint allerdings von unserer Not nicht all zu viel mitzubekommen und referiert mir derweil einen Blumenkohl ans Ohr.
Mund auf ... Augen zu!
Die Milchzähnchen meines Flummis sind in Ordnung. Jetzt bin ich dran. Die Murmel weigert sich, meinen Schoß zu verlassen und so muss sie mit. Sie liegt jetzt röchelnd auf meinem Bauch, den Kopf in Mama vergraben. Ihr kleiner Körper glüht inzwischen. Hoffentlich beeilt sich Dr. Tanne. Der scheint allerdings von unserer Not nicht all zu viel mitzubekommen und referiert mir derweil einen Blumenkohl ans Ohr.
Nachdem
er auch in meiner Kauleiste nichts zu Reparierendes finden kann, eröffnet er
mir fröhlich, er lasse sich gerade zum Osteopathen weiterbilden und meint, mein
Nacken sei bestimmt völlig verspannt. Er würde mich gerne massieren. Bin ja
sonst nicht auf den Mund gefallen, aber diesmal bin ich sprachlos und schicke
nur einen hilfesuchenden Blick in Richtung Arzthelferin. Diese folgt unbeeindruckt weiter mit den Augen ihren Händen, die Werkzeuge sterilisieren und scheint nicht ansatzweise irritiert. So verharre ich weitere zwei Minuten in Schockstarre,
bis es mir mit dem Gekraule endgültig reicht. Höflich bedanke ich mich für die
unerwartete Entspannungsmaßnahme und ergreife mit meinen Flöhen die Flucht.
Überflüssig zu erwähnen, dass wir Dr. Tanne nie wieder besuchen werden.
Foto: Ichnicht (Putzt sich jetzt eine geschlagene Stunde emsig die Zähne. Er ist aber auch ein Schisser!)