Samstag, 21. Juli 2018

Greece

Wenn man reist, läuft entweder alles glatt oder eine Unebenheit reiht sich an die nächste. So jedenfalls meine Erfahrung. Dementsprechend bin ich unruhig, als ich sehe, dass die Dame im Reisebüro meinem Murmelkind für die Reise den Zweitnamen meines Sohnes angehängt hat. Sie sind zwar eng verbandelt miteinander von klein auf, aber so eng, dass sie sich jetzt gleich auch noch einen Namen teilen, dann doch nicht. Mit diesem Wissen bemühe ich mich also ernsthaft, diesmal einigermaßen rechtzeitig am Flughafen aufzuschlagen, denn es könnte ja möglicherweise kompliziert werden, wenn Bordkarte und Reispass nicht miteinander übereinstimmen. Es muss ja nicht gleich zu Beginn so aus dem Ruder laufen, wie es in Sardinien endete. 

Zwei Stunden vor Flug lautet eine ungeschriebene Regel, die wir auch fast einhalten. Es tobt das Chaos und eine Dame vom Bodenpersonal brüllt die Menschenmassen an, die sich in nicht mehr zu definierenden Reihen vor den Schaltern schlängeln, sie könnten auch im nächsten Terminal einchecken, soweit sie bereits eingecheckt hätten und im Besitz einer gültigen Bordkarte wären. Sind wir und wechseln den Terminal. 

Hier ist es ziemlich leer und auch die Namensirrung scheint überhaupt kein Problem zu sein. Ich beginne mich zu entspannen. Wenn die Koffer erstmal im Flieger sind, wartet man gerne mal zwei Minuten auf verschütt gegangene Passagiere. Also können wir uns jetzt ins Gewühl zur Sicherheitskontrolle stürzen. Auch das geht gut. Und sogar der Flieger startet pünktlich. 

Nächste Hürde Leihwagen. Ich frage mich durch, werde von einem Schalter zum nächsten geschickt und dann finden wir uns gegenüber dem Flughafen vor einem Minibus wieder, der zukünftige Leihwagenmieter nebst Begleitung zu Parkplätzen in der Pampa bringt, von wo aus sie dann mit dem Gefährt der Begierde in den wohlverdienten Urlaub starten. Also normalerweise. 

Auf dem Minibus, den ich ansteuere stehen verschiedene Firmennamen, allesamt im selben Business unterwegs. Ich frage den jungen Mann vor dem Bus, ob er auch für Firefly unterwegs sei. Seine Antwort ist eine Gegenfrage, wie viele Personen wir denn seien. Ich drehe mich um und zähle kurz die Ableger durch und komme auf drei. Er dreht sich um und zählt seinerseits die freien Plätze im Minibus durch und kommt auf ein ähnliches Ergebnis. Wir dürfen einsteigen. Und los geht die wilde Fahrt. 

Zwischen lauter wild geparkten Autos dürfen wir vor einem Container, in dem arme Angestellte zwischen Papierbergen ihr Arbeitsleben fristen, aussteigen ... und bitte warten! Unser Minibusfahrer erwischt einen seiner Kollegen samt Vehikel und vermittelt uns kurzerhand als Mitfahrer. Aha. Also doch noch nicht angekommen. Der Kollege neigt kurz den Kopf von links nach rechts und bittet als Gegengefallen, ob ihm unser Minibusfahrer mal kurz dabei helfen könne, die hintere Tür aufzuzerren. Nach einigen gemeinsamen Versuchen, gelingt dieses Unterfangen und wir dürfen abermals einsteigen, werden aber gebeten uns so zu verteilen, dass noch zusteigende Fahrgäste problemlos mit in den Fahrgastraum schlüpfen könnten. Gesagt, getan. Murmel vorn an die Seite hinter dem Fahrer, Flummi und ich dahinter. Weiter geht die wilde Fahrt. 

Als ich gerade beginne mitzuschneiden, dass wir uns auf dem Rückweg zum Flughafen befinden, springt die mühsam aufgezerrte Tür auf. Intuitiv rutsche ich fix ein bisschen dichter zum Flummi, der sich diebisch über die offene Tür freut, checke, ob das Murmelkind weit genug entfernt zum Gefahrenherd sitzt, was der Fall ist, und umklammere meine Habseligkeiten. Dann entschließe ich mich doch, der Tür einen beherzten Stoß zu geben, die sich wiederwillig abermals schließt. Doch nur vorübergehend. So kommen wir mit offener Tür wieder am Flughafen an. Zwei weitere Fahrgäste -keiner von ihnen dürfte sich je offensichtlicher willkommen geheißen haben-  steigen dazu. Und weiter geht die wilde Fahrt. 

Der Gurt an besagter Tür ist funktionsuntüchtig, wie wir feststellen dürfen und im Geiste sehe ich den Mann auf dem nächstgelegenen Platz zur Tür schon mit dem Geräusch eines luftverlierenden Luftballons zu Tür hinausgesogen werden. Doch nichts dergleichen geschieht. Die Tür macht ihren Dienst und wir kommen dann doch relativ unkompliziert zu unserem Leihwagen in einem wesentlich vertrauenerweckenderen Büro auf einem anderen Parkplatz. 


Wir gleiten von Thessaloniki Richtung Sithonia durch eine Landschaft, die mich sehr an Mallorca erinnert, als uns ein Reisebus entgegenkommt, bei dem sage und schreibe ALLE  Türen offen sind. 

Welcome to Greece!





Fotos:  Ichnicht (ist inzwischen wieder aus seinem Versteck gekommen und zittert nicht mehr)


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