Donnerstag, 3. Juli 2014

Mein Freund der Vernehmungsoffizier

Neulich träumte mir... ich träfe meinen Vernehmungsoffizier von der Stasi wieder.
Den Heini, der im Jahre 1989 mit mir Stunden verbrachte und mich nach jeder Einzelheit der Flucht ausfragte… den, an dessen Gesicht ich mich kaum erinnere.

Aber woran ich mich genau erinnere, ist seine Art zu fragen.
Er war irgendwie im Finde-den-Fehler-Wahn. Was zum Henker war mit mir nicht in Ordnung, dass ich mich im Alter von achtzehn Jahren auf ein solch gewagtes Fluchtabenteuer einließ? Wer war Schuld? Schließlich war die DDR doch das Schaufenster des Ostens.

Bei  Verhaftung befand sich damals auch mein Tagebuch in meinem Gepäck.
Was soll ich sagen... Er hat´s gelesen! 
Als Folge davon saß ich jetzt quasi seelisch nackt vor ihm und sah ihn an, wie ein verwundetes Eichhörnchen.


Nach unbefugtem Lesen war er zu dem Schluss gekommen, ich hätte literarisches Talent und fragte mich, ob meine Eltern das irgendwie gefördert hätten.  Ich verneinte.
War das Pflicht im Elterndasein? Wahrscheinlich… Da wollte dieser Vollhorst mir doch tatsächlich suggerieren, meine Eltern hätten ihren Job nicht gemacht! 
Ich erinnere mich noch gut, wie damals im Kindergarten Leute umher liefen, die Kinder im Alter von 4 - 5 Jahren nach Körperbau und Bewegungsfähigkeit beurteilten und zu entsprechenden Sportarten rekrutierten. Ich sollte damals zum Turmspringen, hatte aber die Büx voll und war somit entschuldigt.
Danke Mami und Papi! Sie hätten das nie zugelassen. Ich sollte Kind sein und spielen können.

Meine Eltern sorgten sich  immer eher etwas mehr um uns Kinder. Tun sie immer noch. Was meiner Meinung nach besser ist, als sich überhaupt nicht zu sorgen.
Heute weiß ich, was Kinder betrifft ist es schwierig die richtige Dosis zu finden. In allem. Als Mutter, die behüten und trotzdem zur Selbständigkeit erziehen will, denke ich oft darüber nach, was ich wohl richtig beziehungsweise nicht richtig mache und schlage den Bogen zu meiner Kindheit.

Quintessenz: Alles ist gut! Ich wurde und werde geliebt. Das ist entscheidend.
Niemand macht alles richtig. Geht gar nicht. Da treffen Generationen und ihre Ansichten aufeinander.
Damals war alles anders… nicht besser, aber anders. Und die Zeit prägt ihre Begleiter. Der Osten ist da sowieso eine ganz spezielle Nummer.

Heute…die Welt ist viel kleiner und schneller. Wir erreichen die entferntesten Orte im Handumdrehen, die Post ist quasi obsolet, unser Dasein gläsern…
Dank NSA und allen, von denen wir noch nicht wissen… 
Da kommt man im gesetzten Alter eben nicht mehr ganz so schnell mit.

So wird sie sich weiter drehen… die Welt.
Irgendwann sind meine Flöhe so alt, wie ich jetzt und ich bin die Konservative, geistig Humpelnde… die, die nicht mehr hinterher kommt. 
Wer weiß, was sich die Jugend von heute so alles ausdenkt in Zukunft.
OH GOTT!
Na gut… ich werde mich bemühen, nicht den Anschluss zu verlieren. 
Auch mit siebenundneunzig noch. 

Eins wird sich mit Sicherheit niemals ändern: Ich werde sie immer lieben, meinen Flummi und meine Murmel… auf eine Art, wie es nur Mütter können. 
Und so lange ich kann, trag ich hohe Schuhe. Versprochen!

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