Es
gibt ja manchmal so Situationen, da muss man betreten gucken aber eigentlich…
Wir kommen also mit totaler Verspätung in Viareggio, unserem ersten Domizil in
Italien an und müssen warten, weil die Vermieterin unserer Ferienwohnung, inzwischen in ein Meeting abkommandiert wurde. Was tun? Essen!
Ausgehungert und vom Raststättenangebot während der Reiserei nicht wirklich glücklich, machen wir uns auf den Weg zum Hafen.
In
Deutschland lernt man, dass ein italienisches Restaurant, welches seine Gerichte sparsam auf ein
paar Tafeln vermerkt, die dann an die Wand gehängt oder vom Kellner von Tisch zu Tisch
getragen... gut sein muss. Eine schmale Speisekarte ist ein untrügliches Zeichen für
frische Ware und damit einhergehend auch für gute Küche.
Check!
Es
ist früher Abend und eigentlich noch nicht die Zeit, zu der der eingeborene
Italiener sich auf Futtersuche macht.
Wir
finden eine "SportsBar" am Hafen... ,denn es steht ein
Fernseher auf der Terrasse in dem jemand auf einem Rad ein gelbes Trikot
spazieren fährt. Lediglich vier Leute sitzen davor und starren hinein.
Aus der Küche kommt Geklapper.
"Aperto?"
"Sì!"
Schön!
Eine Tafel gibt es nur über
der Küche und es stehen auch keine Preise darauf. Ein gutes Zeichen?
Was
für die Heimat gilt, kann darf Italien ja nicht einfach außer Kraft setzen.
Auf
der Terrasse zetteln wir hektisches Treiben an. Der Herr des Hauses richtet
unseren Tisch. Wir bekommen sogar Tischdecken. Na also... jetzt wird´s gemütlich!
Sieht nach einem kleinen Familienunternehmen aus. In der Küche
wirtschaftet Frau oder Schwester, auf der Terrasse hockt ein älterer Herr mit
längerem grau gelocktem Haar, freiem Oberkörper und einem nicht gerade zierlichen
Küchenmesser in der Hand. Er zerlegt mit diesem scheibchenweise eine
Salsiccia, die vor ihm auf einem kleinen Küchenbrett parkt und schiebt sich die
Scheiben direkt vom Messer in den Mund. Ich bekomme ein wenig Angst, als er mit
dem Küchengerät gestikulierend auf mich zu kommt und mir erklärt, seine Tochter
würde in der Küche das Essen zubereiten. Die
Kinder weichen ein Stück zurück und starren auf die fuchtelnde Hand. Aber er tut uns nix… will wahrscheinlich nur spielen
reden.
Eine
ältere Damen, die dann wohl… so schlussfolgere ich… seine Frau sein muss,
versucht sich trotz ihrer rechten Hand, die offensichtlich gelähmt ist, nützlich
zu machen, indem sie die Tische auf der Terrasse abwischt.
Der
Herr des Hauses kredenzt uns das Essen. Wir bekommen hausgemachte Nudeln, die
wirklich hervorragend sind und schmatzen glücklich vor uns hin. Inzwischen
füllt sich die Terrasse um uns herum und die Familie hat alle Hände voll zu
tun.
Später... wir sitzen noch da, sehen im Fernsehen das gelbe Trikot vor einem Treppchen im Interview, trinken noch etwas, schlagen so die Zeit bis zu unserer Schlüsselübergabe tot. Die ältere Dame humpelt unermüdlich mit ihrem Lappen bewaffnet über die Terrasse und leert Aschenbecher. Wir spielen mit dem Gedanken, diese heiligen Hallen zu verlassen… da rumst es hinter mir. Links fliegt der Aschenbecher an meinem Ohr vorbei, rechts der Lappen an meiner Schulter. Mein Herz setzt einen kurzen Moment aus. Mit einem Ächzen ist die Nonna des Hauses mitten auf dem Kunstrasen der Terrasse zu Boden gesaust und hat gleichzeitig alles von sich geworfen. Sie ist gestolpert. Wir springen auf… währenddessen zieht sie sich bereits, flink wie ein Wiesel, an meiner Stuhllehne wieder auf die Beine. Ich habe zu tun, ein Gegengewicht zu schaffen. Man wird sagen, es habe ausgesehen, als hätten wir uns um den Stuhl gestritten.
Inzwischen
steht die gesamte Familie auf der Terrasse und wir sammeln Aschenbecher und
Lappen wieder ein. Die Nonna wird liebevoll von Ihrem Sohn an die Hand genommen
und dazu verdonnert, sich jetzt -verdammt noch mal!- in die Ecke zu setzen. Macht
irgendwie einen routinierten Eindruck.
Jetzt
übernimmt der Nonno Lappen und Aschenbecher und schiebt seinen nackten Bauch
durch die Tischreihen.
Das Messer, was er dabei immer noch in der Hand hält …wir sollten gehen!
Genug Dinner for one für heut...
Ichnicht,
was sagst du dazu?
Maria, ihm schmeckt's nicht! :-D
AntwortenLöschenDanke für den Beitrag habe mich sehr amüsiert.
AntwortenLöschenWaren auch gerade erst in Italien und wollten ein Gardasee Haus kaufen da uns die Gastfreundschaft und das Lebensgefühl in vielen vergangen Urlauben einfach nicht mehr losgelassen hat.Könnte änliches erzählen aber eure Erfahrungen sind auch super unterhaltsam gewesen.