Bezirksleiterin
war ich… für eine kleine Modekette… wobei das schon übertrieben ist… Der gute
Mann hatte sechs oder sieben Boutiquen… wobei… das ist auch übertrieben… wenn
man die Qualität bedenkt, die da in den Regalen lag oder darunter hing.
Der
Inhaber, Herr S., war türkischer Nationalität, was für mich als gebürtige
Ossibraut einmal mehr gewöhnungsbedürftig war. Aber im Großen und Ganzen kamen
wir ganz gut miteinander zurecht.
Herr
S. ließ seine Hosen mit Gummizug für die reifere Dame und modische Pullover in
Stonewash-Optik in seinem Heimatland produzieren. Das ging in etwa so
vonstatten, dass er in sein Telefon brüllte, was er gerne hätte und am anderen
Ende ein Mitglied seiner endlos großen Familie, dies versuchte in die Tat und
Muster umzusetzen. Dieses Muster galt es dann geschickt dem Herrn S.
zuzuspielen, um herauszufinden ob es sich lohnte, in Massenproduktion zu gehen.
Denn reife Damen gibt es in und um Hamburg viele.
Und hier begann die wirkliche
Herausforderung… auch für mich.
Ein
anderes Mitglied seiner endlos großen Familie, welches er nicht angebrüllt
hatte und deshalb noch guten Willens und voller Hilfsbereitschaft war, wurde
dazu verdonnert, am Flughafen in Istanbul harmlos aussehende Leute mit
Reiseziel Hamburg anzusprechen und ihnen das Muster in die Hand zu drücken mit
dem Versprechen, sie würden in Hamburg wieder davon befreit.
Herr
S. rekrutierte der Einfachheit halber mich für die
Botenfahrten: Muster abholen. Wofür hat man schließlich Angestellte.
Ich fuhr also von Lübeck aus zum Hamburger Flughafen… wenn´s gut lief mitten am
Tag… ich sollte dort mit dem Firmenlogo in der Hand eine Person am Flughafen
abfangen. Im besten Falle hatte ich eine Mobilnummer, die das gutmütige
Mitglied dem willigen Kurier vorher entlockt hatte…im schlechtesten wusste
ich nicht mal ob ich auf Mann oder Frau treffen würde.
In
diesem speziellen Fall hatte ich sogar eine Telefonnummer… die ich erstmal
nicht nutzte… sondern ich wartete brav mit meinem Schild in der Hand. Als sich
offensichtlich nahezu alle Passagiere des Fluges aus Istanbul in alle
Himmelsrichtungen verstreut hatten, wurde ich langsam unruhig und erwog dann
doch mal die Nummer anzurufen... wohl wissend: Das wird jetzt kompliziert.
Am
anderen Ende meldete sich ein türkisch sprechender Herr, der mich zwar verstand aber sich nicht wirklich deutsch artikulieren konnte. Nach
einigem Hin und Her hatte ich begriffen, dass er bereits zu Hause war… oder
zumindest dort, wo er erwartet wurde… was ihn allem Anschein nach sehr glücklich machte, mich aber ein wenig aus dem Konzept
brachte… denn da wo er war, war auch mein Muster.
Mistkacka!
Also
blieb mir nix anderes übrig, als ihn durch den Hörer anzubrüllen, wie denn die
Adresse wäre und dass ich gleich käme… (Bemerkung: Warum brüllt man eigentlich
jemanden an, der offensichtlich ein Sprachproblem aber keines mit den Ohren
hat?)
Ich
fuhr also abends um zehn einmal quer durch die Stadt, um im Erdgeschoss eines
Altonaer Altbaus vor einer Tür zu stehen, die von gefühlten 30 freundlich
dreinblickenden Personen geöffnet wurde, von denen nur ein Kind der deutschen
Sprache mächtig war und mir höflich Gastfreundschaft und Tee anbot… was ich
natürlich ebenso höflich mit Verweis auf die Uhrzeit ablehnte. Daraufhin wurde
mir ohne Umschweife mein Muster ausgehändigt und stolz wie Bolle über meine
Errungenschaft fuhr ich in meinen wohlverdienten Feierabend und fragte mich:
Wie zum Henker passen so viele Leute in eine kleine Wohnung unter einer Treppe und sehen auch noch fröhlich dabei aus?
Die Art der Stimmung kommt darauf an, wo sie vorher gelebt haben....
AntwortenLöschenWarum hat Köln in einigen Veedeln wohl so eine hohe Einwohnerdichte? ;-)
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