Manchmal
ist es ja sehr niedlich: Schulaufführungen der eigenen Brut.
Aber grundsätzlich treten sie komprimiert auf. In verschiedenen
Schulen sucht man sich immer dieselbe Woche, wenn nicht sogar denselben
Tag für diese Art Veranstaltung aus. In solchen Momenten bin ich froh, dass ich nur
zwei Kinder habe. Eltern von Großfamilien müssen sich da wahrscheinlich
klonen und vierteilen, um mit Tränen der Rührung bei jedem ihrer Sprösslinge im Publikum sitzen zu können.
Diese
Woche ist so eine. Erst Theateraufführung vom Flummi dann Singsang vom Chor der
Murmel. Meinen Flummi nehme ich zum Singsang der Murmel mit. Wir sitzen in
der letzten Reihe und lauschen dem schrägen Gesang des Chores. Die Kinder
singen von Männern mit Bärten, die Jan und Hein und Pit heißen und Piraten, die
nicht die Hosen voll haben. Als die Stelle mit den vollen Hosen heran ist,
blickt die Murmel den Flummi an, und beide schütten sich vor Lachen aus. Er
neben mir. Sie auf der Bühne. Murmelkind kann nicht mehr aufhören zu lachen und
dreht sich demonstrativ zur Seite, blickt wild im Raum umher, starrt dann
letztendlich das Treppengeländer an, bis der Lachkrampf vorüber ist und sie
wieder in den immer schräger werdenden Gesang einstimmen kann. Jetzt kann sie ihren
Bruder wieder ansehen und ihre Lippen formen stumm: „Hör auf!!“

Ich
ramme meinen Ellenbogen in Flummis Seite und tadle ihn mit Blicken. Worauf er
mich ankichert: „Ich mach doch gar nix … sie hat angefangen zu lachen!“ Das
wiederholt sich ungefähr drei bis fünf Mal. Dann ist die Aufführung endlich
vorbei.
Die
Murmel wird instruiert, ihre restlichen Sachen aus der Klasse zu holen. Darunter
eine angeschmuddelte Jeansshort, mit der sie am Vortag in die Schule ging und
die aus unerfindlichen Gründen ihren Weg in den Turnbeutel fand.
Blöderweise
hatte ich parallel zum einsetzenden Regen die Wahnsinnsidee, die Strecke zur
Schule zu Fuß zu laufen. Und für den Heimweg hat sich die Regenmenge, die jetzt fällt,
mal locker verdoppelt. Mistkacka! Ich hadere mit dem Wetter, denn als unter dem
Sternzeichen Lockenschaf Geborene, hat Regen in meinen mühevoll glatt gefönten
Haaren besser nix zu suchen. Denn hinterher sehe ich aus, wie … genau! ... wie ein Lockenschaf!
Aber
irgendwie müssen wir ja nach Hause kommen. Also setze ich mir unter Protest
meiner Ableger kurzerhand die Jeans auf den Kopf. Nun können wir gehen.
Die
Murmel skandiert: „Mama! Das ist voll peinlich! Jetzt kenn ich dich nicht mehr!
Jetzt bist du einfach nur eine fremde Frau!“
Der
Flummi unterstützt sie: „Es reicht ja wohl, wenn der Papa peinliche Sachen
macht!“
Heimlich
freue ich mich schon auf Details. „So? Was macht denn der Papa für peinliche
Sachen?“
Die
Murmel: „Das weiß ich jetzt auch nicht mehr.“
Der
Flummi: „Hab ich auch vergessen.“
Ausgerechnet
jetzt sind sie sich einig.
Wir
steuern auf eine Ampel zu. Die Murmel bremst mich. „Mama! Es ist rot!“
Flummi
kichert: „Du meinst wohl: Fremde Frau, es ist rot!“
„Ach
ja. Ich kenn dich ja gar nicht. Und mit Fremden darf ich ja auch gar nicht
reden.“, spricht die Murmel, wechselt die Straßenseite und flitzt den
restlichen Weg nach Hause voraus. Selbst der Flummi kann ihr kaum folgen. Mit der
Shorts auf dem Kopf eile ich der einen oder anderen Pfütze ausweichend
hinterher.
Zu
Hause angekommen prüfe ich das Haupthaar der fremden Frau im Spiegel und muss
feststellen, dass das eine Hosenbein definitiv nicht ganz dicht war. Ich sehe
aus, als hätte man mir am rechten Oberkopf ein Stück Schaf transplantiert.
Mit
Auto wär´ das nicht passiert.
Foto: Ichnicht (bringt mir fix eine Haarbürste ... manchmal hab ich ihn schon ein bisschen lieb)